Pleiten, Pech und PannenBarcelona zerfleischt sich gerade selbst
Blamable Niederlagen und zu viele Gästefans: Die Barcelona-Anhänger haben genug und fordern den Rücktritt von Präsident Joan Laporta.

Die Heimpleite des FC Barcelona in der spanischen Fussball-Liga gegen Abstiegskandidat FC Cádiz hat in der katalanischen Metropole grossen Unmut ausgelöst. «Totaler Kollaps» titelte am Dienstag die in Barcelona erscheinende Zeitung «La Vanguardia». Das Konkurrenzblatt «El Periódico» sieht den Club und die Mannschaft derweil «in einem schwarzen Loch» versinken.
Nun gab es mit dem 0:1 auch noch die erste Heimniederlage gegen Cádiz in der Liga nach zuvor elf Siegen und zwei Remis. Zwei Pleiten in Serie sahen die Fans im Camp Nou zuletzt 2003. Am Montagabend rissen zudem zwei Liga-Serien: Zuletzt hatte es sieben Siege und 15 Spiele ohne Niederlage in Folge gegeben. Trainer Xavi machte aus seinem Ärger keinen Hehl. «Ich bin wütend. Es hat uns an Vertrauen, an Begeisterung und Willen gefehlt», klagte der 42 Jahre alte Coach. Nun müsse man «um jeden Preis» die Qualifikation für die Champions League erreichen, forderte er.
Leicht wird es nicht: Der Tabellenzweite wird von den punktgleichen FC Sevilla und Atlético Madrid bedrängt. Alle haben 60 Zähler, die Katalanen allerdings nach 32 von insgesamt 38 Runden eine Begegnung weniger. Im spannenden Rennen um die Königsklassen-Qualifikation haben aber auch Betis Sevilla mit 57 sowie Real Sociedad mit 55 Punkten noch Chancen. Der Rückstand Barcelonas auf Spitzenreiter Real Madrid beträgt 15 Punkte. Der Rekordchampion kann sich bereits am Wochenende den 35. Liga-Titel sichern.
Rücktritt von Präsident Laporta gefordert
Erst am Donnerstag hatte sich Barcelona durch ein überraschendes 2:3 daheim gegen Eintracht Frankfurt von der Europa League verabschiedet. Vor dem Meisterschaftsspiel gegen Cádiz forderten Fans deshalb vor dem Stadion den Rücktritt von Vereinspräsident Joan Laporta. «Laporta Rücktritt» und «Barça, das sind wir» sangen sie immer wieder. Zum Protest hatte die Fan-Vereinigung «Nostra Ensenya» aufgerufen. Medien schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 100 bis 200. Eine andere Ultra-Gruppierung, «Grada d'Animacio», hatte sogar zum Boykott der Begegnung aufgerufen.
Auf Instagram bezeichnete «Nostra Ensenya» die grosse Zahl von Gästefans bei dem Spiel, bei dem die Eintracht Barça aus dem Wettbewerb warf, als Demütigung. Die Vereinigung wirft Club-Boss Joan Laporta vor, dies aus finanziellen Gründen zugelassen und damit auch die «körperliche Unversehrtheit» der Heimfans «in Gefahr» gebracht zu haben.

Auch Trainer Xavi hatte die ungewöhnlich starke Präsenz der Gästefans kritisiert. Diese habe bei der Niederlage eine Rolle gespielt, sagte der frühere Clubprofi. «Die Spieler haben sich nicht wohlgefühlt, was nicht heisst, dass wir nicht gut waren. Aber es hat uns negativ beeinflusst.»
Laporta erklärte am Dienstag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz, die ungewöhnlich starke Präsenz der Eintracht-Anhänger sei auf «Fehlverhalten einiger Vereinsmitglieder und eines Reiseveranstalters», mit dem man jetzt nicht mehr zusammenarbeite, zurückzuführen. Der Verein sei «nicht schuldig, aber schon der Hauptverantwortliche», räumte er ein. Künftig werde es bei internationalen Spielen nur noch personalisierte Tickets geben. Vor dem Saisonendspurt ist die Stimmung in Barcelona alles andere als gut.
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