Bald setzt er voll auf Gerstensaft
Es ist herb und schmeckt leicht nach Heu, das Heimiswilerhärz. Gebraut wird das Bier in Heimiswil von Christian Nussbaumer, der sich das nötige Wissen selber angeeignet hat.

Geduldig folgt Christian Nussbaumer den Anweisungen des Fotografen. Er lehnt sich an einen Chromstahltank, verschränkt lässig die Arme über der Brust. Danach folgt eine zweite Pose: Nussbaumer bedient den Zapfhahn, hält ein Glas darunter, lässt das Bier laufen, bis sich eine feinporige Schaumkrone bildet.
Dieses zweite Sujet passt besser zum Jungunternehmer: erstens weil das ruhige Dastehen und Nichtstun nicht seinem Naturell entspricht. Zweitens weil er mehrmals in der Woche den Zapfhahn bedient, um den Geschmack zu kontrollieren. Auch an diesem Tag verbindet Nussbaumer den Fototermin mit einer Probe: Der Geschmack stimmt: etwas herb mit einem leicht nach Heu riechenden Aroma. 2000 Liter Bier befinden sich im Tank. In den nächsten Tagen, nach fünf Wochen Lagerzeit, ist das Heimiswilerhärz trinkbereit.
Bierhumpen statt Aktien
Angefangen haben Nussbaumer und seine Frau Amanda 2016 mit einer kleinen Brauerei im Schopf ihres Bauernhauses. Mit 400 Litern, alle fünf Wochen, war die Kapazität bald einmal erreicht – die Nachfrage konnte nicht mehr gedeckt werden. Eine Lösung musste her. Gefunden wurde diese in den Räumlichkeiten der ortsansässigen Brennerei Kramer. Und so stehen dort seit Dezember 2018 nebst Behältern für Schnaps auch solche für Bier.
Sämtliche Apparaturen hat das Ehepaar Nussbaum neu gekauft. Um einen Teil der Kosten zu decken, wurden keine Aktien emittiert, wie es andere Brauereien machen, sondern 300 Spezial-Bierhumpen inklusive einer Urkunde verkauft. Kostenpunkt 300 Franken pro Stück. «Das Dokument berechtigt den Inhaber, jährlich an einem ‹Heimiswilerhärz-Fest› teilzunehmen und nach Herzenslust Bier zu trinken», erklärt Nussbaumer, der inzwischen pro Jahr 40000 Liter Gerstensaft braut. Sein Ziel ist jedoch ein Mehrfaches. «Um dies zu erreichen, werden wir in absehbarer Zeit zusätzliche Tanks kaufen.»
Zwei Sorten
Seit Braubeginn vor drei Jahren schmeckt das Bier immer gleich. Auch wird seither nur das Helle plus das etwas weniger bekannte Dunkelbier hergestellt. Weitere Sorten sind nicht geplant. Das Heimsiwilerhärz sei ein Feierabendbier, und das solle auch so bleiben, sagt Nussbaumer, der noch bis Ende März in Burgdorf als Bereichsleiter in einer Firma arbeitet, die Spiegelsysteme und Pflegestühle produziert.
Ab dem 1. April wird er Vollzeit in der Brauerei arbeiten. Das gibt ihm die Möglichkeit, das Netz der Wiederverkäufer auszuweiten. Derzeit ist das Heimiswilerhärz vorwiegend in den Gestellen von regionalen Geschäften und auf Getränkekarten von Restaurants zu finden.
Mit Einachser ans Festival
Schon als Jugendlicher habe er sich für Bier interessiert, erzählt Nussbaumer. Besonders beeindruckte den gebürtigen Solothurner, als im Jahr 2000 in seinem Heimatkanton das Öufi-Bier auf den Markt kam. Spätestens ab diesem Zeitpunkt stapelte sich die Fachlektüre bei ihm daheim auf dem Wohnzimmertisch. Sein Wissen und Können hat er sich autodidaktisch angeeignet. «Bier hat die Welt verändert», davon ist der 40-Jährige überzeugt. «Warum wurden die Leute sesshaft?», fragt er und gibt die Antwort gleich selbst. «Sie siedelten sich an, um Getreide anzubauen.» Das Rad sei erfunden worden, damit das Getreide transportiert werden konnte, erzählt er weiter.
«Bier hat die Welt verändert.»
Gemeinsam mit seiner Frau und Simon Kramer, Inhaber der gleichnamigen Brennerei und Mitinhaber der Landbrauerei Heimiswilerhärz, wird Nussbaumer am Samstag am «Let it Beer»-Festival in Burgdorf teilnehmen und mit einer Neuheit auffahren. Erstmals kommt ihr umgebauter Einachser zum Einsatz, auf dessen Ladefläche eine Bar steht. Rund eineinhalb Stunden rechnet Christian Nussbaumer für die Fahrt von Heimiswil in die Emmestadt. «Durst leiden müssen wir während der Fahrt bestimmt nicht», sagt er augenzwinkernd.
Am Samstag findet in der Markthalle Burgdorf «Let it Beer» statt, ein Fest der regionalen Bierkultur. 23 Brauereien und Food-Trucks sind vor Ort. Offen ab 17.30 Uhr.
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