Bäume auf der schwarzen Liste
An der Aare in Bern wurden Baumstämme angesägt. Was wie Zerstörung der Natur anmutet, soll die hiesige Biodiversität retten.

Wer am rechten Aareufer entlangschlendert, sieht sofort: Jemand sägt hier an den Bäumen herum. Rund 20 Zentimeter breite Rindenstücke wurden ringförmig weggeschnitten, helles Holz klafft in den Stämmen. Betroffen sind etwa ein Dutzend Bäume zwischen dem Botanischen Garten und dem Restaurant Altenberg. Zwar sehen die abgetrennten Stellen nach sorgfältiger Arbeit aus, dennoch fragt man sich: Beschädigt hier jemand mutwillig die Natur? Und sterben die beschädigten Bäume dadurch nicht ab?
Fällen ist keine Lösung
Letzteres geschieht tatsächlich – allerdings stecken hinter der Aktion weder Vandalen noch übermütige Schulkinder, sondern Energie Wasser Bern (EWB). Diese ist für die Uferpflege des entsprechenden Flussabschnitts zuständig und will die betroffenen Bäume entfernen, wie Raphaël Wyss, Sprecher von EWB, auf Anfrage mitteilt.
Dies nicht ohne Grund: Bei den angesägten Bäumen handle es sich um Robinien, welche auf der schwarzen Liste der invasiven Neophyten stünden, so Wyss. Dort aufgelistete Pflanzen sind gebietsfremd, besitzen ein hohes Ausbreitungspotenzial und richten erwiesenermassen Schäden in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit und Ökonomie an – weshalb die Robinien weichen müssen. Durch blosses Fällen wird man die Bäume jedoch nicht los, im Gegenteil: Die abgesägten Stöcke schlagen aus, die Wurzeln wachsen, wodurch sich die Robinien noch weiter ausbreiten.
Den Baum überlisten
Mit dem Problem vertraut ist Lukas Schär, Projektleiter bei der Firma Naturaqua PKB, welche auf Umweltberatung, Planung und Kommunikation spezialisiert ist. Dennoch gebe es effektive Möglichkeiten, sich der Robinien zu entledigen: «Man kann den Baum durch sogenanntes ‹Ringeln› überlisten», so Schär.
Dabei würden neun Zehntel des Stammumfangs entrindet. Dadurch werde die Nährstoffzufuhr zwar nicht komplett unterbrochen, doch könne der Baum keine Reserven mehr anlegen. Wird im zweiten Jahr der Rest der Rinde entfernt, stirbt der Baum bald darauf ab. Einige Zeit später könne der Baum gefällt werden, ohne dass dieser erneut ausschlage. Dieses Schicksal blüht nun auch den Bäumen am Aareufer. Sobald die Robinien entfernt sind, werden sie durch einheimische Baumarten ersetzt.
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