Autobombe erschüttert Damaskus
Bei der Detonation einer Autobombe sind in der syrischen Hauptstadt mindestens zehn Menschen getötet und mehr als dreissig zum Teil schwer verletzt worden.

Mit zwei tödlichen Bombenanschlägen und vereinzelten Kämpfe in Syrien ist die zum Opferfest vereinbarte Waffenruhe am Freitag gleich zu Beginn gebrochen worden. Bei der Detonation einer Autobombe in einem Wohngebiet in der Hauptstadt Damaskus kamen laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zehn Menschen ums Leben. In der südlichen Stadt Daraa kam es laut Aktivisten unweit eines Kontrollpostens zu einem weiteren Autobombenanschlag mit drei Toten.
Regierungstruppen und Rebellen lieferten sich derweil in anderen Landesteilen trotz der vorab abgesprochenen viertägigen Feuerpause erneut Gefechte. Präsident Bashar al-Assad zeigte sich zum Feiertagsgebet in einer Damaszener Moschee. Unterdessen gingen Tausende Demonstranten während der kurzen Waffenruhe auf die Strasse, um dessen Rücktritt zu fordern.
Auch Kinder unter den Verletzten
Der Autobombenanschlag in Damaskus ereignete sich den Staatsmedien zufolge in der Nähe eines Gebäudekomplexes der Polizei. Zehn Menschen seien dabei getötet und mehr als dreissig weitere verwundet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London berichtete von mindestens fünf Toten und mehr als dreissig Verletzten, darunter Kinder. Zudem seien mehrere Häuser beschädigt worden. Eine weitere Detonation einer Autobombe in Daraa habe drei Soldaten das Leben gekostet, hiess es weiter.
In anderen Landesteilen kam es Aktivisten zufolge ebenfalls zu Kämpfen. In Aleppo seien bei Gefechten in der Nähe eines Militärflughafens mindestens vier Menschen getötet worden. In den Damaszener Vororten Harasta und Duma seien durch Beschuss von Regierungstruppen und Heckenschützen mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sei es in Syrien aber deutlich ruhiger als an den Vortagen gewesen. So seien am Freitag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang 62 Menschen getötet worden, darunter 24 Regierungssoldaten, berichtete die Beobachtungsstelle. In den vergangenen Wochen habe die tägliche Opferzahl bei über 150 Toten gelegen.
Die Konfliktparteien hatten zugesagt, während der viertägigen Opferfests die Waffen schweigen zu lassen. Allerdings behielten sich sowohl die Regierung von Präsident Bashar al-Assad als auch die Rebellen vor, auf Angriffe zu reagieren. In die Kämpfe bei Maaret al Numan soll die radikalislamische Gruppierung Dschabhat al Nusra verwickelt gewesen sein, die das vom internationalen Sondergesandten Lakhdar Brahimi vermittelte Abkommen abgelehnt hatte.
Tausende Regimegegner auf den Strassen
An vielen Orten hätten Tausende Regimegegner die vergleichsweise ruhige Lage zu den grössten Protestdemonstrationen seit Monaten genutzt, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Sie seien nach dem Freitagsgebet auf die Strasse gegangen. In der südlichen Provinz Deraa hätten Regierungstruppen versucht, die Proteste aufzulösen. Internetvideos zeigten friedliche Demonstrationen in mehreren Vierteln der Hauptstadt Damaskus.
Dort sollen aber in anderen Gebieten laut Aktivisten drei Menschen durch Granatenbeschuss und zwei von Scharfschützen getötet worden seien. Auch in Aleppo wurden Schüsse gehört und mindestens vier Tote bei Kämpfen am Militärflughafen gemeldet. Rami Abdul-Rahman, Leiter der Beobachtungsstelle, sprach von beträchtlich weniger Gewalt als zuletzt. «Die Zusammenstösse sind nicht so häufig, es sind nicht so viele Menschen gestorben und es sind keine Flugzeuge in der Luft», zog Abdul-Rahman eine erste Bilanz des Waffenstillstands.
Assad zeigt sich in Moschee
Unterdessen kam Präsident Assad nach Angaben der Staatsmedien zum Feiertagsgebet in eine Moschee in Damaskus. Das Fernsehen zeigte ihn lächelnd und händeschüttelnd mit anderen Gläubigen. Zuletzt war Assad am 6. Oktober zur Kranzniederlegung am Jahrestag des sogenannten Oktoberkriegs in den Nachrichten gezeigt worden.
Nach den Informationen aus London kam es noch vor Beginn der Waffenruhe in der Nacht auf Freitag in den Provinzen Homs, Deir el Sur sowie der Stadt Aleppo zu Kämpfen mit mindestens sieben Toten. Brahimi hat sich bisher nicht dazu geäussert, wie er mit seinen Vermittlungsbemühungen nach Ablauf des – offensichtlich brüchigen – Waffenstillstands am Montag fortfahren will. Aktivisten sprechen von mehr als 35'000 Toten seit Beginn der Aufstände im März 2011.
Moskau empfängt Brahimi
Der Sonderbeauftragte Brahimi will in der kommenden Woche um weitere Unterstützung werben. Am Montag trifft er sich mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow in Moskau.
«Bei dem Treffen sollen mögliche praktische Schritte für eine schnellere politische und diplomatische Lösung der Krise in Syrien geprüft werden», sagte Regierungssprecher Alexander Lukaschewitsch Agenturmeldungen zufolge.
dapd/kpn
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