Russland weist Helikopter-Vorwurf zurück
Diplomatischer Schlagabtausch zwischen Washington und Moskau: Die US-Regierung wirft Russland vor, Kampfhelikopter an das syrische Regime zu liefern. Das sei völlig legitim, sagt Moskau.

Russland hat Vorwürfe aus den USA strikt zurückgewiesen, Moskau verkaufe Kampfhelikopter an das Regime in Syrien. Alle gelieferten Waffen könnten nur zur Verteidigung und nicht gegen friedliche Demonstranten eingesetzt werden, sagte Aussenminister Sergej Lawrow am Mittwoch in Teheran nach Angaben der Agentur Interfax.
Die Waffenverkäufe an Syrien verletzten kein internationales Recht, sagte Lawrow. Russland hat sich einem entsprechenden Boykott des Westens nicht angeschlossen. Im Gegenzug warf Lawrow den USA vor, Angriffswaffen an Regierungen in der Region zu verkaufen.
Washington «sehr besorgt»
Die USA seien «sehr besorgt» über Informationen, wonach Russland kürzlich Kampfhelikopter nach Syrien geschickt habe, hatte US- Aussenministerin Hillary Clinton am Dienstagabend erklärt. «Das wird den Konflikt dramatisch verschärfen.»n Washington habe Moskau direkt aufgefordert, Waffenlieferungen an Syrien einzustellen. Russlands Angaben, die gelieferten Rüstungsgüter würden nicht für die Niederschlagung des Aufstands in Syrien verwendet, seien «falsch».
Russland hat sich wiederholt gegen ein militärisches Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in Syrien ausgesprochen und im UNO-Sicherheitsrat Resolutionen gegen das Land verhindert.
Blauhelme wurden beschossen
Derweil hat der Chef der UNO-Blauhelmeinsätze, Hervé Ladsous, erstmals offen von einem Bürgerkrieg in Syrien gesprochen. Die syrische Führung habe grosse Teile des Landes und mehrere Städte an die Regierungsgegner verloren und versuche diese zurückzuerobern, sagte Ladsous in New York. Die Ortschaft al-Haffe an der Grenze zur Türkei war von Regierungstruppen umstellt, UN-Beobachter kamen nicht durch.
Laut Ladsous wurde in der Nähe von al-Haffe ein UN-Beobachter fast von einer Kugel getroffen. Laut einem anderen UN-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte, umringte eine aufgebrachte Menge mit syrischen Fahren den Konvoi der UN-Beobachter, der in Richtung al-Haffe unterwegs war. Das Fahrzeug mit den UN-Beobachtern sei von mindestens 20 Kugeln getroffen worden. Die UN-Mission zur Überwachung des Waffenstillstands in Syrien (Unmis) erklärte, der Konvoi sei umgekehrt, nachdem er mit Steinen und Metallstangen beworfen worden sei.
Zuvor hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitgeteilt, Bewohner des Nachbardorfs Shir hätten sich auf die Strasse gelegt und so die Weiterfahrt der UN-Fahrzeuge nach al-Haffe in der nordwestlichen Provinz Latakia und verhindert. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, der UN-Konvoi habe Dorfbewohner umgefahren und drei von ihnen verletzt.
In der Agenturmeldung hiess es, die Dorfbewohner hätten versucht, den UN-Beobachtern von ihrem durch «bewaffnete terroristische Gruppen» verursachten Leid zu berichten. Doch die UN-Beobachter hätten sie nicht angehört und sie mit einem ihrer Wagen angefahren.
Rebellen fliehen aus al-Haffe
Syrische Rebellen haben sich nach eigener Darstellung aus der umkämpften Stadt al-Haffe zurückgezogen. Schwerer Artilleriebeschuss der Regierungskräfte hätte die verbliebenen 200 Kämpfer der Freien Syrischen Armee zum Abzug gezwungen, teilte ein Rebellensprecher am Dienstag mit. Mehrere tausend Zivilisten blieben jetzt ohne Schutz in der Stadt zurück, ergänzte er.
Rebellenpositionen in der Stadt standen Bewohnern und Aktivisten zufolge unter Beschuss von Hubschraubern der Regierungstruppen, zudem sei die Stadt von Panzern umstellt. Laut Beobachtungsstelle wurden durch den Beschuss dutzende Menschen verletzt. Al-Haffe gilt wegen seiner Nähe zur Geburtsstadt von Präsident Bashar al-Assad, Kardaha, als strategisch wichtig.
Am Montag hatten sich die USA besorgt über die Lage in al-Haffe gezeigt und die Furcht vor einem bevorstehenden Massaker durch die Regierungstruppen geäussert. Der Syrien-Sonderbeauftragte Kofi Annan sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangten, den UN-Beobachtern Zugang nach Al-Haffe zu gewähren.
Kinder als menschliche Schutzschilde
Die UN-Beauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy erklärte, Damaskus setze im Kampf gegen Aufständische Kinder als «menschliche Schutzschilde» ein. Sie habe «selten solche Brutalität gesehen», wie sie die syrische Armee Kindern antue, sagte Coomaraswamy.
Der Syrische Nationalrat, Hauptzusammenschluss der Regierungsgegner, rief dazu auf, am Mittwoch weltweit vor russischen diplomatischen Vertretungen zu demonstrieren, um gegen Russlands Unterstützung für Damaskus zu protestieren.
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