Menschliche Schutzschilde in Bani Walid
Die Milizen des gefallenen libyschen Regimes verlieren im Kampf gegen die Rebellen weiter an Boden. Nur in Bani Walid gibt es noch heftige Gegenwehr. Derweil hat die Nato ihren Einsatz in Libyen verlängert.
Die Truppen des libyschen Übergangsrats haben im Kampf um die letzten Bastionen von Muammar al-Ghadhafi weitere Geländegewinne erzielt. Nur in der Stadt Bani Walid kommen sie nach Angaben von Medien der Ghadhafi-Gegner nicht voran.
Einer ihrer Kommandanten sagte der Zeitung «Qurayna al-Jadida», die Soldaten und Söldner Ghadhafis in Bani Walid benutzten Zivilisten als menschliche Schutzschilde. In der Nacht zum Dienstag seien in der Stadt elf junge Männer «abgeschlachtet» worden, weil man sie der Zusammenarbeit mit den Ghadhafi-Gegnern verdächtigt habe.
Sirte so gut wie gefallen
Ein anderer Kommandant sagte dem TV-Sender al-Arabiya, 90 Prozent der Ghadhafi-Geburtsstadt Sirte seien inzwischen unter der Kontrolle der Revolutionäre. Auch aus der Wüstenstadt Sebha wurden militärische Erfolge vermeldet. Die einstigen Aufständischen, deren Übergangsrat inzwischen international anerkannt ist, gehen davon aus, dass sich der im August verschwundene Ghadhafi in einer der drei Städte oder in einem Versteck in der Wüste aufhält.
Die Menschen in der Hauptstadt Tripolis beschäftigt derzeit vor allem die Suche nach Ghadhafi und die Zusammensetzung der neuen Regierung, die Anfang Oktober gebildet werden sollen. Die Gespräche des Übergangsrates bei den Vereinten Nationen in New York, wo gestern Dienstag die Fahne des «neuen Libyen» aufgestellt wurde, finden dagegen weniger Beachtung.
Nato bleibt länger in Libyen
Derweil hat die Nato heute beschlossen, ihren Militäreinsatz in Libyen auch nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Ghadhafi zunächst fortzusetzen. Die Nato-Länder verlängerten das Mandat für den Einsatz um 90 Tage, wie ein Nato-Diplomat heute in Brüssel mitteilte.
Die Nato hatte das Kommando über den Militäreinsatz in Libyen Ende März übernommen. Die Allianz stützt sich dabei auf eine UN-Resolution, die ein Eingreifen zum Schutz der Zivilbevölkerung in dem nordafrikanischen Land erlaubt. Mit Luftangriffen auf Ziele am Boden, der Durchsetzung einer Flugverbotszone sowie eines Waffenembargos unterstützte die Nato aber de facto die Rebellen im Kampf gegen Ghadhafi und dessen Truppen.
Starker Widerstand
Wie die Nato heute in Brüssel mitteilte, flog sie seit Ende März 23'350 Lufteinsätze, darunter 8751 Kampfeinsätze. Deutschland beteiligt sich nicht aktiv an dem Militäreinsatz. Die Rebellen kontrollieren inzwischen den Grossteil des Landes. In Ghadhafis Heimatstadt Sirte und der Wüstenstadt Bani Walid leisten die Anhänger des langjährigen Machthabers jedoch weiter Widerstand.
Das bisherige, bereits einmal verlängerte Mandat läuft in der kommenden Woche aus. Dem Sturz des untergetauchten Ghadhafi zum Trotz sieht die Nato die Gefahr für Zivilisten noch nicht gebannt. Der Einsatz werde jedoch beendet, sobald die Lage in Libyen dies zulasse, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Dienstag in New York. Nato-Diplomaten zufolge kann der nun verlängerte Einsatz jederzeit auch vor Ablauf der 90 Tage abgebrochen werden.
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