Israel fürchtet den «letzten Ausweg»
Ein ehemaliger syrischer Major schildert, wie weit die Pläne von Bashar al-Assad für einen Chemiewaffen-Einsatz gediehen sind. Auf den Golanhöhen probt Israel derweil den Ernstfall.

Die israelische Armee hat heute ein nicht angekündigtes Manöver an der Grenze zu Syrien abgehalten. Das Militär teilte mit, unter anderem solle die Kampfbereitschaft der Truppen trainiert werden.
Während des Manövers wurden mehrere Einheiten aus anderen Landesteilen auf den Golan verlegt. Zum Manöver gehörten auch Übungen mit scharfer Munition. Die Armee sprach von einer im Voraus geplanten Routineübung. Israelische Medien stellten jedoch einen Zusammenhang mit dem andauernden Atomstreit mit dem Iran sowie dem Syrienkrieg her. Israel befürchtet, chemische Waffen in Syrien könnten in die Hände der radikalislamischen Hizbollah gelangen.
«Wir haben ernsthaft darüber diskutiert»
Die syrische Führung plant laut einem früheren Verantwortlichen in der Armee des Landes «als letzten Ausweg» auch einen Einsatz von Chemiewaffen gegen die Bevölkerung. «Wir haben über den Einsatz chemischer Waffen ernsthaft diskutiert, auch darüber, wie und wo wir sie anwenden könnten».
Das sagte heute der im türkischen Exil lebende Generalmajor Adnan Sillu der britischen Tageszeitung «The Times». «Wir haben dies als letzten Ausweg diskutiert, für den Fall, dass das Regime etwa die Kontrolle über eine wichtige Gegend wie zum Beispiel Aleppo verliert», ergänzte er.
Berichte über Tests mit Giftgranaten
Nach dem Treffen in einem Depot für die syrischen Chemiewaffen südlich der Hauptstadt Damaskus sei er vor drei Monaten desertiert, sagte Sillu, der in der Armee für die Chemiewaffen zuständig gewesen war. Die Zusammenkunft habe für seine Entscheidung zur Flucht den Ausschlag gegeben.
In dem Gespräch mit der Zeitung zeigte sich Sillu überzeugt, dass Syriens Staatschef Baschar Assad Chemiewaffen tatsächlich einsetzen würde, sollte er die Kontrolle verlieren.
Das deutsche Magazin «Spiegel» hatte am Wochenende unter Berufung auf Zeugen berichtet, die syrische Armee habe vor wenigen Wochen Trägersysteme für Giftgasgranaten getestet.
Die syrische Führung hatte Ende Juli erklärt, Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einsetzen zu wollen, nicht aber gegen die eigene Bevölkerung. US-Präsident Barack Obama drohte daraufhin im August für diesen Fall erstmals direkt mit einem militärischen Eingreifen in den Konflikt.
Assad trifft iranischen Chefdiplomaten
In Damaskus übte das Regime unterdessen den Schulterschluss mit einem seiner letzten verbliebenen Verbündeten – dem Iran. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, traf Assad am Mittwoch mit dem iranischen Chefdiplomaten Salehi zusammen. Dieser kam von einem Treffen des «Islamischen Quartetts» in Kairo, einer Initiative, mit der die Regionalmächte eine Lösung in der Syrien-Krise herbeiführen wollen.
Salehi habe Syrien nach der Begegnung mit Assad die «vorbehaltlose Unterstützung» Teherans versprochen, meldete Sana. Demnach sagte Assad selbst, dass der «Erfolg einer jeden Initiative von der ehrlichen Absicht» abhänge, Syrien zu helfen.
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