Ein Fondue-Set für die Assads
Eine britische Zeitung hat E-Mails publiziert, die belegen sollen, wie der Präsident und sein Clan mit den Protesten der Opposition umgehen – und welchen Lebensstil sie trotz der Gewalt im Land pflegen.
Die britische Tageszeitung «The Guardian» hat am Mittwoch E-Mails veröffentlicht, die offenbar von den privaten Konten des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und dessen Frau Asma stammen. Laut dem Blatt wurden die E-Mails von den Konten abgefangen und von einer Quelle in der syrischen Opposition weitergeleitet.
Um die Authentizität zu bestätigen, sei ein grosser Aufwand betrieben worden, so das Blatt: Faktenchecks und Schriftwechsel mit zehn Personen, die in der Korrespondenz erwähnt werden. Diese Kontrollen legen demnach nahe, dass die Nachrichten echt sind, doch es sei nicht möglich gewesen, jede einzelne E-Mail zu verifizieren.
Details über Haltung und Arbeitsweise
Das Material legt offen, wie der syrische Machthaber mit den andauernden Protesten umgeht, deren Niederschlagung bislang mindestens 8000 Todesopfer forderten. Demnach scheint Assad weder seinem Clan noch dem Sicherheitsapparat seines Landes voll zu vertrauen: Ein Netzwerk von Vertrauten schickte ihm direkt Berichte an seine private E-Mail-Adresse.
Was der Machthaber von den Reformen hält, die er selbst zusagte, zeigt eine Formulierung an, in der er von «Müll-Gesetzen über Parteien, Wahlen und Medien» schreibt. Unterstützung erhielt er laut den Dokumenten unter anderem von iranischer Seite. Vor einer Rede im Dezember erhielt er von seinem Medienberater eine Agenda, die nach Beratungen mit zahlreichen Personen entstanden sein soll, darunter auch dem iranischen Botschafter.
Das Schreiben enthielt auch praktische Ratschläge. Der Präsident solle eine «kraftvolle und gewalttätige Sprache» verwenden und auch Wertschätzung für die Unterstützung durch befreundete Staaten ausdrücken. Zudem heisst es, das Regime soll mehr Informationen über die eigene militärische Stärke preisgeben.
Tipps zu Äusserungen gegenüber Journalisten
Über den Umgang mit den Massenmedien erhielt Assad offenbar auch Ratschläge eines einflussreichen libanesischen Geschäftsmannes namens Hussein Mortada, der gute Verbindungen zum Iran unterhalte. Nach einem Autobomben-Anschlag in Damaskus riet er dem Machthaber davon ab, al-Qaida dafür verantwortlich zu machen.
Dies spreche die US-Regierung und die syrische Opposition von einem Verdacht frei, heisst es in dem Schreiben. Es handele sich um «einen eklatanten taktischen Medienfehler», so Mortada; seine Kontaktpersonen im Iran und bei der Hizbollah im Libanon seien derselben Meinung.
Gepflegter Lebensstil – und ein Fondue-Set
Dass Assad international isoliert ist, dokumentiert ein Schreiben einer Tochter des Emirs von Katar, Hamad bin Khalifa Al Thani. Laut den Aufzeichnungen hat eine Tochter von ihm Assad und seiner Frau geschrieben, dass es für eine grundlegende Verbesserung der Lage zu spät sei. Das Ehepaar solle Syrien verlassen, so die Frau: Doha könne ein Ort sein, wo es Exil bekomme.
An eine Flucht scheinen die Assads allerdings gar nicht zu denken. Während auf den Strassen der Hauptstadt Gewalt herrschte, bestellte die Frau des Staatschefs laut den Aufzeichnungen im Ausland Kerzenständer, Tische und Kronleuchter im Wert von mehr als 12'000 Euro, so schreibt der «Guardian». Überdies wies sie offenbar eine Hilfskraft an, ihr auf dem Onlinedienst Amazon ein Fondue-Set zu bestellen. Derweil lud ihr Gatte Musik und andere Unterhaltung aus dem Netz auf sein Ipad herunter.
Über acht Monate Einblick in die Mailbox?
Wie die britische Zeitung unter Berufung auf die syrischen Aktivisten schreibt, erlauben die E-Mails einen Einblick in «Echtzeit» über mehrere Monate – von Juni 2011 bis Anfang Februar 2012. Die Passwörter hätten die Aktivisten von einer Quelle im engsten Umfeld von Assad und seinem Clan bekommen. Das Anzapfen der E-Mail-Quelle wurde laut dem Bericht erst verhindert, nachdem eine Attacke der Hackergruppe Anonymous bekannt geworden war.
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