«Ein atomar bewaffneter Iran wäre wie 50 Nordkoreas»
In New York hat Benjamin Netanyahu zum Sturm gegen seinen Erzfreind geblasen. Notfalls hindere Israel den Iran im Alleingang am Bau von Atomwaffen. In Teheran kritisiert man derweil Obamas Zickzackkurs.

Israel will eine atomare Bewaffnung des Iran notfalls im Alleingang verhindern. «Wenn Israel alleine tätig werden muss, dann wird es das tun», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu heute vor der UN-Vollversammlung in New York. Sein Land werde es Teheran nicht erlauben, Nuklearwaffen zu besitzen. Der Iran kritisierte Netanjahus Rede umgehend.
Der israelische Ministerpräsident forderte, den «Druck» auf Teheran aufrecht zu erhalten, um sicherzustellen, dass das militärische Atomprogramm des Landes «vollständig und nachprüfbar» zerstört werde. Ein atomar bewaffneter Iran wäre wie «50 Nordkoreas», warnte Netanyahu unter Verweis auf das Nuklearprogramm des international isolierten asiatischen Landes.
Säbelrasseln
Zugleich äusserte der israelische Regierungschef Zweifel an den jüngsten Aussagen des iranischen Präsidenten Hassan Rohani, wonach Teheran keine Atomwaffen entwickeln will. «Ich wünschte, ich könnte Rohani glauben, aber ich tue es nicht», sagte Netanyahu. «Iran will sich in die Lage bringen, schnell Atombomben zu bauen, bevor die internationale Gemeinschaft es merken oder gar verhindern kann.»
Der Iran reagierte umgehend mit Kritik. Netanyahu vollführe ein «Säbelrasseln», und seine Äusserungen seien «aufrührerisch», sagte ein iranischer Diplomat in New York.
Der iranische Präsident Rohani hatte am vergangenen Dienstag in der UN-Generaldebatte versichert, von seinem Land gehe «absolut keine Gefahr für die Welt» aus, und Atomwaffen hätten «keinen Platz» in der iranischen Sicherheitspolitik. Allerdings machte Rohani auch deutlich, dass der Iran an seinem «friedlichen» Nuklearprogramm festhalten werde.
Telefongespräch mit Obama
Am Freitag telefonierte Rohani mit US-Präsident Barack Obama - es war der erste direkte Kontakt zwischen den Staatsspitzen seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen nach der iranischen Revolution 1979. Drei Tage später forderte Netanyahu bei einem Treffen mit Obama in Washington, die US-Regierung müsse ungeachtet der Entspannungssignale aus Teheran an den scharfen Sanktionen gegen den Iran festzuhalten. Obama sicherte Israel seine Unterstützung zu und betonte, die militärische Option im Konflikt mit Teheran sei nicht vom Tisch.
Der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif reagierte mit harschen Worten auf das Treffen in Washington. Von Netanyahu komme nichts anderes als «Lügen und Aktionen, um die internationale öffentliche Meinung zu täuschen», sagte Sarif in einem Interview mit dem iranischen Fernsehen. Seit 22 Jahren erkläre «das zionistische Regime», der Iran werde binnen sechs Monaten die Atombombe haben. «Die Welt sollte nach all diesen Jahren diese Lügen als solche erkennen und verhindern, dass sie sich wiederholen», sagte der Aussenminister.
Obamas Zickzackkurs
Über Obama äusserte Sarif in einer Mitteilung über den Kurznachrichtendienst Twitter, dieser zerstöre mit einem «Zickzackkurs» das Vertrauen und untergrabe seine eigene Glaubwürdigkeit. Ein hochrangiger US-Regierungsbeamter reagierte in Washington mit den Worten, Sarifs Äusserungen seien innenpolitisch motiviert und nicht überraschend.
Der Westen und Israel verdächtigen die iranische Führung seit Langem, insgeheim am Bau einer Atombombe zu arbeiten. Gegen das Land bestehen aus diesem Grund umfangreiche Sanktionen. Für diesen Monat ist eine neue internationale Verhandlungsrunde über das iranische Atomprogramm geplant.
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