Die dekadentesten Pilger von Mekka
Die reichen Araber betten sich auf der Wallfahrt bequem. Milliardenteure Hotelanlagen sorgen dafür, dass der Gang nach Mekka für immer mehr Gläubige zur Luxusreise wird.

485 Meter hoch ist der Glockenturm. Er ist ein Symbol für das neue Mekka, das gemäss dem britischen «Guardian» immer mehr vom grossen Geschäft mit den Pilgern profitiert. Der von weitem sichtbare Turm gehört zu einem riesigen Komplex aus Luxushotels, Malls und Apartments, der gemäss der britischen Zeitung einen Wert von 3 Milliarden Dollar hat.
Abraj al-Bait nennt sich die riesige Überbauung, die sich an die reichsten Gläubigen richtet. Noch ist sie nicht fertiggestellt, bis nächstes Jahr soll es aber so weit sein. «Die verschiedenen Nationalitäten suchen während ihrer Pilgerfahrt unterschiedliche Übernachtungsgelegenheiten», sagt Hadi Helal, der für die Vermarktung von Abraj al-Bait zuständig ist, im Gespräch mit der Zeitung. «Marokkaner, Tunesier, Türken, Briten, Algerier und Südafrikaner wollen Komfort und Luxus.» Pilger aus ärmeren Ländern wie Pakistan würden hingegen billige Unterkünfte suchen.
5880 Dollar pro Nacht
Der Komfort in den Hotels – etwa der 24-Stunden-Butler-Service oder kleinere Aufmerksamkeiten wie eine Schokoladenselektion, die 270 Dollar kostet – mögen irritieren. Schliesslich scheint dies dem eigentlichen Sinn des Hadsch – Einfachheit, Opferbereitschaft und Bescheidenheit – diametral entgegenzustehen. Doch gemäss dem «Guardian» sehen die reichen Pilger, die bis zu 5880 Dollar pro Nacht für eine Suite zahlen, keinen Widerspruch zwischen Luxus und Wallfahrt. «Die Leute kommen wegen des Hadsch hierher, nicht zur Unterhaltung», sagt Hadi Helal. «Und es ist nicht an mir zu urteilen, wie sie übernachten sollen.»
Saudiarabien rechnet gar damit, dass die Nachfrage nach luxuriösen Unterkünften zunimmt. Denn gemäss Prognosen steigt bis 2025 die Zahl der jährlichen Teilnehmer am Hadsch von 12 auf 17 Millionen. Die Saudis rechnen dieses Jahr mit 17,6 Milliarden Dollar Einnahmen, bis 2015 soll sich der Gewinn verdoppeln. Der Religionstourismus sei krisensicher, schreibt die britische Zeitung. Deshalb will das Land noch mehr in die Infrastruktur investieren. Die Flughäfen von Medina und Jidda sollen ausgebaut werden.
Billigere Unterkünfte verschwinden zunehmend
Der Ausbau von Flughäfen, Hotels und sonstigen Anlagen hat allerdings seinen Preis. Viele der älteren Hotels und billigen Unterkünfte wurden in den letzten Jahren platt gewalzt. Hohe Hoteltürme prägen mittlerweile das Bild in und um Mekka. Der 38-jährige Asim Garout, der in Mekka aufgewachsen ist und heute im Makkah Clock Royal Tower arbeitet, bedauert das. Manchmal denke er, das sei keine gute Entwicklung, sagt er dem «Guardian». «Doch wir wollen den Pilgern einen besseren Service bieten – eine Mischung zwischen Traditionellem und Modernem.»
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