Das Massaker von Hula aus der Sicht eines Kindes
Die Waffenruhe in Syrien wurde letztes Wochenende mit dem Massaker in Hula gebrochen. Die meisten Augenzeugen wurden getötet – ein kleiner Junge schildert nun, wie seine Familie ausgelöscht wurde.

Das Massaker im syrischen Hula hat am vergangenen Wochenende die Weltöffentlichkeit schockiert. Was genau sich in dem armen Bauerndorf ereignet hatte, wurde mittels Augenzeugenberichten teilweise rekonstruiert – die meisten Aussagen konnten jedoch nicht überprüft werden. Kommt hinzu, dass viele Zeugen der Massentötung nicht mehr leben.
Das Massaker hat eine neue Ebene der Gewalt in Syrien offenbart. Die Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass die Assad-getreuen Angreifer aus einem benachbarten Dorf stammten – die Opfer könnten also die Täter gekannt haben.
Die internationale Gemeinschaft zeigte sich besonders empört über die hohe Anzahl getöteter Kinder und Frauen. Nun beschreibt die Homepage des US-Medientitels «Christian Science Monitor» den Angriff aus der Sicht eines kleinen Jungen.
Das Weinen der Mutter, das Leuchten der Taschenlampen
Der 11-jährige Ali al-Sayed erzählt zwei Reportern der Nachrichtenagentur AP per Skype, wie er während des Angriffs auf dem Boden gelegen und sich tot gestellt habe. Anti-Regime-Aktivisten in Hula hatten den beiden Journalisten den Jungen als Gesprächspartner vermittelt. Um die Angreifer zu täuschen, habe er seine Kleider mit dem Blut seines bereits getöteten Bruders beschmiert, so Ali. Er schildert weiter, wie er sein Zittern unterdrückte, als die bewaffneten Männer mit langen Bärten und kahl rasierten Köpfen seine Eltern und seine vier Geschwister töteten.
Ali erinnert sich an das Weinen seiner Mutter, als elf Bewaffnete mitten in der Nacht in das Haus der Familie eindrangen. Die Männer führten seinen Vater und seinen ältesten Bruder nach draussen, um sie dort zu töten. Die Mutter wurde im Schlafzimmer mit fünf Schüssen exekutiert. Die jüngeren Kinder drängten sich derweil eng in der Wohnung zusammen. Die Männer hätten mit einer Taschenlampe in die Räume geleuchtet, und sobald sie eines seiner Familienmitglieder ausfindig machen konnten, hätten sie abgedrückt. Ali sagt, er habe sich mit seinen beiden sechs und acht Jahre alten Brüdern versteckt. Sie seien beide durch die Schüsse sofort getötet worden, während sie ihn verfehlt hätten.
Nach dem Massaker wurde Ali, der als Einziger seiner Familie den Angriff überlebt hatte und über Nacht zu einem Waisenkind geworden war, gemäss Aktivistenangaben zu Bekannten im Dorf gebracht.
Rasha Abdul Razaq, ein weiterer Überlebender, zeichnet im Gespräch mit BBC-Journalisten ein ähnliches Bild, was die Vorgehensweise der schwer bewaffneten Angreifer betrifft: Sie seien in der Nacht in ihr Haus eingedrungen – 15 Familienmitglieder waren anwesend – und hätten zuerst den Vater mit einem Kinnschuss getötet. Die Kinder hätten sich hinter der Mutter versteckt, während die Männer das Feuer auf sie eröffneten. Seine Geschwister seien alle getötet worden; nur seine Schwester, ein einmonatiges Baby, seine Mutter und er hätten überlebt.
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