Stiftungsgelder für antike Möbel und einen Kupferstich
Der Augsburger Bischof Walter Mixa wird zur Belastung für die katholische Kirche. Nach Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen wird ihm nun vorgeworfen, Stiftungsgelder «zweckentfremdet» zu haben.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf den «Donaukurier» berichtet, soll Mixa in seiner Amtszeit als Pfarrer von Schrobenhausen Gelder der katholischen Waisenhausstiftung «zweckentfremdet» haben. Aus dem Stiftungsvermögen soll er angeblich für das Pfarrhaus antike Möbel und Bilder im Wert von 70'000 Mark beschafft haben.
Mixa war damals als Stadtpfarrer gleichzeitig Vorsitzender des Kuratoriums der Waisenhausstiftung, die die Trägerin des Kinderheims St. Josef ist. Nach Informationen des «Donaukuriers» soll der Bischof 1995 im Namen der Stiftung unter anderem einen Kupferstich von G. B. Piranesi erworben haben – zum Preis von 43'000 Mark. Laut der Zeitung handelt es sich allerdings offenbar nicht um ein Original. Zudem heisst es in dem Bericht, dass zahlreiche echte Piranesi-Stiche derzeit für weniger als 2000 Euro am Antiquitätenmarkt offeriert werden.
Stiftung forderte das Geld zurück
Nachdem Mixa im Jahr 1996 zum Bischhof von Eichstädt ernannt wurde, so heisst es in den Berichten weiter, blieben die wertvollen Gegenstände zunächst in seinem Pfarrhaus. Später dann hätten sie ihm Stiftungsvertreter nach Eichstädt gebracht – und vom Bischof gefordert, das Geld an die Stiftung zurückzuzahlen, was dann offenbar auch geschah.
Am Montag hat sich der Bischof erstmals zu den Vorwürfen geäussert. In einer schriftlichen Erklärung schreibt die Diözese Augsburg laut Presseberichten: «Tatsächlich ist es wohl mehrfach zu finanztechnisch unklaren Zuordnungen von Ausstattungsgegenständen zwischen der Waisenhausstiftung und der Pfarrkirchenstiftung gekommen.» Der Bischof selbst gestand demnach ein, dass er sich nicht akribisch um finanztechnische Fragen gekümmert habe – er sei immer in erster Linie Seelsorger gewesen.
Eine PR-Katastrophe für die Kirche
Nach den Vorwürfen gegen Mixa wegen Gewalttätigkeit in den Siebziger- und Achtzigerjahren, über die deutsche und ausländische Medien ausführlich berichtet hatten, kommen die Unregelmässigkeiten der katholischen Kirche äusserst ungelegen. Die Missbrauchsfälle bringen nicht nur einzelne Pfarreien in die Kritik, sondern die gesamte Kirche – und damit auch den Papst, dem auch persönlich vorgeworfen wurde, solche Fälle nicht energisch genug verfolgt zu haben.
Laut einem Artikel in der «Süddeutschen Zeitung» wurde damals ein wegen Kindesmissbrauchs aufgefallener Priester in der Gemeindearbeit eingesetzt. Dort habe er sich erneut an Jugendlichen vergangen und sei dafür verurteilt worden. Ratzinger, zu jener Zeit Erzbischof von München und Freising, soll dem Umzug des pädophilen Priesters von Essen nach München im Jahr 1980 zugestimmt haben. Der Sprecher des Bistums München, Bernhard Kellner, sprach gegenüber Journalisten von «schweren Fehlern», die in den Achtzigerjahren gemacht worden seien.
Verhaftung des Papstes verlangt
Auf die Spitze trieb diese Kritik zuletzt der renommierte britische Intellektuelle Richard Dawkins: Gemeinsam mit dem Autor Christopher Hitchens will der bekennende Atheist den Papst verhaften lassen, wenn er im September Grossbritannien besucht – wegen «Verbrechen gegen die Menschlichkeit».
«Das institutionalisierte Verschweigen der Vergewaltigung von Kindern», zitierte die britische Zeitung «Times» Hitchens, «ist ein Verbrechen nach jedem Gesetz.» Im Falle einer Verhaftung, so glauben die Vatikankritiker, könne sich der Heilige Vater nicht auf diplomatische Immunität berufen: Zwar handle es sich um einen offiziellen Staatsbesuch – doch der Vatikan sei kein Staat, der von den Vereinten Nationen anerkannt sei.
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