Sarkozy liegt erstmals vorn
Die Präsidentschaftswahl wird doch noch spannend: Erstmals kann Nicolas Sarkozy seinen Gegner François Hollande in einer Umfrage übertrumpfen. Die nötigen Wählerstimmen holt er in der rechten Ecke.
Gut fünf Wochen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich liegt Amtsinhaber Nicolas Sarkozy erstmals in einer Umfrage vorn – wenn auch denkbar knapp. In einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ifop kam Sarkozy auf 28,5 Prozent im ersten Wahlgang.
Hollande erreichte demzufolge 27 Prozent. Berücksichtigt man die Fehlerquote, die mit 1,6 bis 2,5 Prozent angegeben wurde, dann liegen beide Kandidaten gleichauf.
«Eine Umfrage unter vielen»
Auf die Umfrage angesprochen, sagte Sarkozy: «Ich habe Ihnen nicht geglaubt, als Sie sagten, es wäre vorbei. Und ich glaube Ihnen nicht, wenn Sie sagen, es wird besser.» Dabei lächelte er allerdings.
In der letzten Ifop-Umfrage vor zwei Wochen lag Hollande noch knapp vorn. Den zweiten Wahlgang würde der Sozialist mit neun Prozentpunkten Vorsprung gewinnen, wie aus der Umfrage hervorging. Das Institut befragte nach einem Wahlkampfauftritt Sarkozys am Sonntag 1638 Personen.
Das Hollande-Team reagierte gelassen auf die neuen Zahlen. Noch sei nichts entschieden, sagte Sprecher Manuel Valls. «Das ist nur eine Umfrage unter vielen.»
Fischen am rechten Rand
Auch Nicolas Sarkozy gibt sich gelassen: «Das ist alles nur Schall und Rauch.» Nichts sei gewonnen, nichts sei entschieden. Viele Konservative jedoch sehen in den Umfrageergebnissen die lange ersehnte Trendwende. Möglicherweise konnte Sarkozy seine Stimmen am rechten Rand mobilisieren. Im TV-Sender TF 1 brachte er gestern eine an die Nationalität gebundene Steuer ins Gespräch.
Zudem drohte er während eines grossen Wahlkampfauftritts am Sonntag vor rund 50'000 Anhängern, der in bester US-Manier mit Fahnenmeer und Lichtshow inszeniert war, mit einem Austritt aus dem Schengen-Abkommen.
Sarkozy will Kauf europäischer Waren fördern
Beim Wahlkampfauftritt in Villepinte forderte Sarkozy auch striktere Regeln bei öffentlichen Ausschreibungen. Europa brauche ein «Buy-European»-Gesetz nach dem Vorbild des «Buy-American»-Gesetzes in den USA.
«Sarkozy musste angreifen, weil er hinten lag», analysiert Henrik Uterwedde, der stellvertretende Leiter des deutsch-französischen Instituts in Ludwigsburg, den Wahlkampf. «Ohne Rücksicht auf Verluste» habe der Präsident versucht, rechtsgerichtete Wähler und Euroskeptiker an sich zu binden. Im ersten Wahlgang wolle Sarkozy mit Hollande mindestens gleichauf liegen: «Er hofft auf eine psychologische Dynamik, die dadurch ausgelöst werden kann.» Die neue Umfrage könne für Wähler, die ihn schon abgeschrieben hätten, ein «Signal» sein.
«Erste Runde entscheidet über die zweite»
Einig sind sich die Experten, dass der bisher haushohe Vorsprung von Hollande alles andere als normal war. Frédéric Dabi vom Meinungsforschungsinstitut Ifop erinnert daran, dass es in der Fünften Republik noch nie den Fall gegeben habe, dass ein amtierender Präsident in den Umfragen für den ersten Wahlgang ständig zurücklag. Der jüngste Zugewinn für Sarkozy sei also «ein bisschen Rückkehr zur Normalität».
Auch die Sozialisten haben sich darauf eingestellt, dass die Umfragewerte für Hollande wieder sinken würden. Doch auch Hollande will im ersten Wahlgang möglichst vorne liegen: «In der ersten Runde entsteht die Dynamik», ist sich der Sozialist sicher, der die linken Wähler dazu aufruft, sich hinter ihm zu scharen. «Die erste Runde entscheidet über die zweite.»
Uterwedde erinnert allerdings daran, dass bei früheren Wahlen schon häufiger ein Kandidat im ersten Wahlgang vorne lag, in der Stichwahl dann aber verlor. So sei dies 1974 für den Sozialisten François Mitterrand gewesen, 1981 für den Bürgerlichen Valéry Giscard d'Estaing. Die Stichwahlen seien zudem oft denkbar knapp ausgegangen. Wichtig seien daher die «Stimmreserven» der Kandidaten: Sarkozy sei es zwar 2007 gelungen, «den Rechtsextremen das Wasser abzugraben». Ob ihm das aber erneut gelingt, sei äusserst unsicher.
Marine Le Pen ist dabei
Sicher ist heute, dass die Rechtsextreme Marine Le Pen bei der Wahl als Kandidatin antreten darf: Immerhin 16 Prozent der Franzosen wollen laut Ifop für die Chefin des Front National stimmen. Sarkozys rechtslastiger Wahlkampf könnte laut Uterwedde in der Stichwahl jedoch Wähler der Mitte verschrecken.
Der strategische Berater des Präsidenten, Patrick Buisson, ist dennoch zuversichtlich. In der Zeitung «Le Monde» liess er durchblicken, dass die Konservativen auf eine Mobilisierungskampagne vor dem zweiten Wahlgang setzen: «Die meisten von denen, die sich nicht entscheiden wollen, werden am 6. Mai wählen gehen. Und da sind die Stimmreserven eher aufseiten von Nicolas Sarkozy.»
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