Sackgasse Fillon
Frankreich-Korrespondent Stefan Brändle über den französischen Wahlkampf.
Die französischen Republikaner stecken in der Klemme: Egal, ob sie an François Fillon festhalten oder einen unglaubwürdigen Ersatzkandidaten bestimmen, es droht ihnen der sicher geglaubte Wahlsieg zu entschwinden. Und je länger sie eine Vollbremsung hinauszögern, desto näher rückt der Wahltermin. Die wohl einzig mögliche Alternative, der allseits respektierte Ex-Premier Alain Juppé, deutet zwar an, dass er trotz seiner Primärwahlschlappe gegen Fillon bereit wäre, ersatzweise ins Rennen zu steigen.
Doch selbst wenn er bereit wäre, könnte ihm der offizielle und legitime Kandidat,der Fillon halt nun einmal ist, den Weg versperren. Die Republikaner sind insofern auch ein Opfer ihrer sehr gaullistischen Chefkultur: Diese ermöglichtees Fillon, nach seiner Investitur auch gleich den Parteiapparat zu kontrollieren und damit jede Kritik im Keim zu ersticken.
Die Konservativen, aber auch die Sozialisten und viele besorgte Bürger fragen sich bang,ob die Sackgasse namens Fillon nicht in der Mauer enden wird – das heisst im Wahlsieg der Rechtsextremistin Marine Le Pen.
Doch so weit sind die Dinge noch nicht: Der wohl kurzlebigste Präsidentschaftswahlkampf der Fünften Republik ist keineswegs am Ende. Mit dem unabhängigen Jungstar Emmanuel Macron, der François Fillon schon überflügelt hat und Marine Le Pen im Nacken sitzt, hat erstmals ein parteiloser Zentrumspolitiker reelle Wahlchancen. Wenn Juppé nicht freie Bahn erhält und einen Blitzstart hinlegt, deutet einiges auf ein Duell Le Pen - Macron hin.
Extreme Rechte gegen politische Mitte: Das wäre an sich schon ein absolutes Novumfür ein Land, in dem die Konservativen und die Sozialisten das politische Leben seit den Zeiten de Gaulles bestimmen. Aber es wäre noch nichts im Vergleich zur Revolution, wenn Le Pen in den Elysée-Palast einzöge. Aus diesem Grund sind die Weichenstellungen bei den französischen Republikanern über die Partei, ja über Frankreich hinaus, wichtig.
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