Ruby-Prozess nach fünf Minuten vertagt
Journalisten aus aller Welt kamen vergeblich nach Mailand. Das Gerichtsverfahren gegen den italienischen Premier Silvio Berlusconi wird Ende Mai fortgesetzt.

Vor einem Gericht in Mailand hat heute Morgen der Prozess gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wegen einer Sexaffäre mit einer Minderjährigen und wegen Amtsmissbrauchs begonnen. Laut italienischen Medienberichten wurde das Gerichtsverfahren bereits nach fünf Minuten vertagt. Dabei waren lediglich Verfahrensfragen erörtert worden. Der nächste Prozesstermin ist am 31. Mai.
Etwa 100 Kamerateams drängelten sich am Morgen in Mailand vor dem Gerichtsgebäude, um dann vom Richter bestätigt zu bekommen, dass sie nicht innerhalb der Räume filmen dürften. Etwa 100 Journalisten hatten Zutritt zum Gerichtssaal.
Der italienische Regierungschef war bei der ersten Anhörung nicht im Gerichtssaal zugegen. In einem Schreiben an das Gericht hatte Berlusconi erklärt, er wolle an den Verhandlungen teilnehmen. An diesem Mittwoch könne er jedoch wegen Amtsverpflichtungen nicht anwesend sein. Auch «Ruby» kam nicht nach Mailand.
Auch George Clooney und Cristiano Ronaldo sollen aussagen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 74-Jährigen vor, in 13 Fällen Sex gegen Bezahlung mit der damals 17-jährigen Marokkanerin «Ruby» gehabt und später seinen Einfluss geltend gemacht zu haben, um den Fall zu vertuschen. Sowohl Berlusconi als auch die inzwischen volljährige «Ruby» bestreiten, miteinander Sex gehabt zu haben. Berlusconi nannte die Vorwürfe politisch motiviert. Im Prozess sollen neben mehreren jungen Frauen auch der US-Schauspieler George Clooney und der Fussballer Cristiano Ronaldo aussagen.
Im Fall einer Verurteilung wegen Umgangs mit einer minderjährigen Prostituierten drohen Berlusconi bis zu drei Jahre Haft. Gefährlicher für ihn ist nach Ansicht von Beobachtern der Vorwurf des Amtsmissbrauchs, der mit bis zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden kann. Bei einer Verurteilung zu mehr als fünf Jahren Haft darf er nie wieder ein öffentliches Amt bekleiden.
Regierungslager will Prozess verhindern
Einen Tag vor Beginn des Ruby-Prozesses hatte das italienische Abgeordnetenhaus in einer Resolution die Zuständigkeit des Mailänder Strafgerichts in Frage gestellt. Das Regierungslager argumentiert, dass statt eines Strafgerichts ein so genanntes Ministergericht darüber entscheiden müsse, ob Berlusconi in der Affäre Amtsmissbrauch begangen habe. Dazu gibt es noch keinen definitiven Entscheid.
Gegen Berlusconi läuft derzeit auch noch ein Prozess wegen Steuerhinterziehung. Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi vor, den Kauf von TV-Rechten für sein Medienimperium Mediaset über zwei ausländische Unternehmen abgewickelt und dabei falsche Angaben in der Steuererklärung gemacht zu haben. Mit dem Sex-Prozess laufen nun insgesamt vier Verfahren gegen den italienischen Ministerpräsidenten.
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