Renzis Vater steht unter Korruptionsverdacht
Tiziano Renzi, der Vater des Ex-Premiers, wird von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, an einem Korruptionsskandal beteiligt zu sein. Renzi senior streitet die Vorwürfe ab. Die Ermittlungsergebnisse scheinen ihm zu widersprechen.

In Italien wird wegen Bestechung ermittelt. Es geht um Korruption im Dunstkreis von Consip, der staatlichen Agentur, die sich im Auftrag des Finanzministeriums um die Akquise und Verwaltung öffentlicher Ausschreibungen kümmert. Hauptangeklagter ist der neapolitanische Immobilienunternehmer Alfredo Romeo.
Doch zu den am meisten verdächtigten Mitbeschuldigten gehört Tiziano Renzi, Vater des Ex-Ministerpräsidenten und Ex-Demokraten-Parteichefs Matteo Renzi.
Renzi streitet Vorwürfe ab
Renzi senior wird vorgeworfen, für das «Sichverwenden» bei der Auftragsvergabe erhebliche finanzielle Vorteile genossen zu haben. Von Apanagen in Höhe von monatlich 30 000 Euro ist die Rede. Tiziano Renzi streitet die Beschuldigungen ab: Weder habe er von irgendeiner Seite Geld angenommen noch habe er jemandem gegenüber Versprechungen gemacht, sagte er.
Die Staatsanwaltschaft von Neapel, die die Vorwürfe zurzeit untersucht, sieht dies ein wenig anders und hat Renzi gestern zum Verhör geladen. Das ganze Ausmass des sich anbahnenden Korruptionsskandals wird deutlich, wenn man sich die Summe der zu verhandelnden öffentlichen Aufträge vor Augen hält – es geht um 2,7 Milliarden Euro, mitnichten ein Pappenstiel.
Romeo sitzt in U-Haft
Der Untersuchungsrichter hat inzwischen dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben und den 64-jährigen Alfredo Romeo in Untersuchungshaft genommen. Es ist nicht das erste Mal, dass der in Neapel ansässige, aber in ganz Italien aktive Immobilienhai der Korruption beschuldigt wird.
Bisherige Strafanzeigen mussten jedoch mangels Beweisen fallen gelassen werden. Derzeit scheinen die Chancen für die Staatsanwaltschaft günstiger zu stehen. Henry John Woodcock, der leitende Staatsanwalt von Neapel, ist seit langem erfahren auf dem Gebiet der Korruptionsermittlungen.
Im vorliegenden Fall geht es um eine Reihe von Bauaufträgen aus öffentlicher Hand, so auch solche für die Carabinieri in der Region Toskana. So erweitert sich der Kreis, gegen den ermittelt wird, um den Kommandeur der Carabinieri, General Tullio del Sette, sowie um den Kommandanten der Regionaleinheit der Toskana, General Emmanuele Saltalamacchia.
Weiterhin wird gegen den amtierenden Sportminister Luca Lotti, vormals unter Renzi Staatssekretär beim Ministerpräsidenten, ermittelt. Kasernen, Sportanlagen sowie weitere äusserst lukrative Geschäfte gehören zum Interessenskreis Romeos, die dieser durch Bestechung des Consip-Chefs Marco Gasparri zu erzielen suchte.
Geheimtreffen in Kneipe
Die nötigen Kontakte, so die Ermittler, sollten der florentinische Unternehmer Carlo Russo sowie Tiziano Renzi herstellen. Ein Zeuge bestätigte, dass die beiden sich mit Romeo zu einem geheimen Abendessen in einer neapolitanischen Hafenkneipe getroffen hatten.
Renzi senior soll dabei von seinem Einfluss «zu höchsten politischen Kreisen» gesprochen haben – ebenjene Verantwortlichen im Finanzministerium und der Consip, die über die Vergabe der Aufträge verfügen. Aufgabe der ermittelnden Staatsanwälte um Woodcock wird nun sein, das ganze Ausmass der Affäre zu umreissen.
Es ist im Übrigen nicht das erste Mal, dass Vater Renzi in den Verdacht gerät, in nicht legale Auftragsvergabe verstrickt zu sein. Sein Name wurde ebenfalls am Rande der Korruptionsaffäre um den Neubau der Scuola dei Marescialli in Florenz genannt, in der der langjährige Berlusconi-Vertraute Denis Verdini in erster Instanz wegen Vorteilsannahme zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde.
Im Appellationsverfahren wurde das Urteil wegen Verjährung der Tat aufgehoben. Die Schule wurde in Anwesenheit des damalig noch als Ministerpräsident amtierenden Matteo Renzi und Verteidigungsministerin Roberta Pinotti im vergangenen September eingeweiht.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch