In Frankfurt schlafen über 1000 Menschen auf Feldbetten
Eine Reportage vom Flughafen Frankfurt zeigt, wie sich Tausende von gestrandeten Passagieren im Terminal eingerichtet haben und warten. Und um ihren Traumurlaub fürchten.
«Annulliert» steht reihenweise auf den Anzeigetafeln für die Verbindungen. Vor den Schaltern der Fluggesellschaften stehen Schlangen von Reisenden, die nicht wissen, wann und wie sie ihr Ziel erreichen können. In Frankfurt mussten über 1000 Passagiere vor allem im Transitbereich die Nacht auf Feldbetten verbringen, wie der Fraport-Sprecher Jürgen Harrer mitteilte. Die Fluggesellschaften hatten Mühe, ihre Kunden in Hotels unterzubringen, weil diese wegen der Licht-Messe und dem Leuchtfestival Luminale kaum mehr freie Zimmer hatten.
Die Hiobsbotschaft folgte nach dem Frühstück am Freitagmorgen: Um 8 Uhr wurden in Frankfurt ausnahmslos alle rund 1400 Starts und Landungen abgesagt und Interkontinentalflüge umgeleitet. Über den grössten deutschen Flughafen werden jeden Tag 140'000 bis 160'000 Reisende geschleust. Sven Peters aus Mönchengladbach zum Beispiel will mit seiner Freundin am Vormittag von Frankfurt nach New York fliegen. Er bekommt am Schalter nur die Hotline-Nummer der Fluggesellschaft und blickt ziemlich ratlos drein. «Wir überlegen, ob wir wieder nach Hause fahren», sagt er. «Dann würde ich mich aber ärgern, dass das für 14 Tage im voraus bezahlte Parkticket verfallen würde.» Die Situation regt ihn nicht sichtbar auf. «Es kann ja keiner was dafür. Ich bin da mittlerweile gelassener.»
Im Winter war der Flugbetrieb wegen Eisbildung lahmgelegt, nun - bei teilweise blauem Himmel und milden Temperaturen - fällt er erstmals wegen Vulkanasche-Wolken über Europa aus.
Mit dem Bus zurück nach Hause
«Wir sind kampferprobt», scherzt der Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. Mehr als 40 zusätzliche Mitarbeiter seien zur Versorgung der Passagiere eingesetzt. «Wir versuchen, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen», sagt Harrer. Getränke, Brötchen, Suppe, Babynahrung, Windeln, Zahnbürste und andere Hygiene-Artikel würden kostenlos verteilt. «Es ist eine Extremsituation für alle Beteiligten.»
Für die Nacht zum Samstag würden 1400 Feldbetten aufgestellt, erklärt Harrer. Zu den Reisenden, die darauf ein paar Stunden ausgeruht haben, gehören eine Mutter mit Tochter aus den Niederlanden. Henriette und Jenna Jenssin sagen, sie seien auf dem Weg nach Detroit (USA). Sie seien optimistisch, dass sie noch am Freitag «wegkommen». «Sonst fahren wir mit dem Bus zurück nach Hause.»
«Ich befürchte, dass mein Traumurlaub flöten geht»
So gelassen ist ein Paar nicht, das eine Rundreise durch die USA gebucht hat. «Ich habe zwei Jahre keinen Urlaub genommen», sagt Nadine Beimann. «Ich befürchte, dass mein Traumurlaub flöten geht.» Sie hoffen auf eine Umbuchung des Abflugs nach Mailand. «Wenn es klappt, fahren wir mit einem Leihwagen nach Italien», sagt sie.
Wer mit der Bahn vom Flughafen wegfahren will, muss eine Geduldsprobe in Kauf nehmen. Die Schlange vor dem Schalter des Regionalbahnhofs zog sich spiralartig wohl an die 100 Meter lang hin.
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