Fussballclubs drohen mit erstem Streik der Grossverdiener
Die französischen Fussballclubs wehren sich gegen eine Sondersteuer auf Einkommen über einer Million. Dieses Wochenende könnten die Stadien leer bleiben – es wäre ein noch nie da gewesener, kurioser Streik.
Der französische Fussball ringt mit einer «Solidaritätssteuer», die zwei Jahre lang Einkommensanteile über einer Million Euro mit 50 Prozent besteuert. Um den Ernst der Lage zu unterstreichen, erwägen die Clubs der beiden höchsten Ligen, kommendes Wochenende einen Streik durchzuführen. Für viele Clubs heisst das «entweder streiken oder sterben», sagt Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, gegenüber Eurosport.
Ob es tatsächlich dazu kommt, wollen die Clubpräsidenten diesen Donnerstag entscheiden. Laut Aulas geht die Stimmung in Richtung Streik. Es wäre der erste Arbeitsausstand von Grossverdienern. Ausserdem käme der Beschluss dazu von den Chefs. Auf ihr Geheiss zögen die angestellten Spieler in den Arbeitskampf. Auch das wäre ein Kuriosum. Aber die Spieler stehen hinter ihren Präsidenten, sagt Stéphane Saint-Raymond von der Spielergewerkschaft UNFP zu France TV Info.
114 Spieler- und Trainerlöhne betroffen
Die «ausserordentliche Solidaritätssteuer auf hohe Löhne» ist das, was von der 75-Prozent-Steuer übrig geblieben ist, mit der François Hollande in den Wahlkampf zog. Der Verfassungsrat kippte das ursprüngliche Gesetzesvorhaben jedoch. Die aktuelle Fassung ist stark verwässert und verpflichtet die Unternehmen, eine 50-prozentige Abgabe auf Löhnen über einer Million Euro zu bezahlen. Insgesamt sollen so nach Schätzungen der Regierung in zwei Jahren 420 Millionen Euro zusammenkommen. Betroffen sind nur noch rund 1000 Lohnempfänger in 470 Unternehmen.
Stark vertreten ist der Profifussball. Gemäss Informationen von Slate.fr verdienen 114 Spieler und Trainer mehr als eine Million. Die Clubs hatten vergeblich eine Steuerbefreiung für den Fussball gefordert. Die Regierung ist ihnen dennoch entgegengekommen.
Das Gesetz sieht nun vor, dass die Steuer nicht mehr als 5 Prozent des Umsatzes eines Unternehmens ausmachen soll. Das entschärft die Situation insbesondere für die Clubs. So soll das reiche Paris Saint-Germain, das im Besitz der Qatar Investment Authority ist, dank der 5-Prozent-Begrenzung statt 43 Millionen Euro nur noch 19 Millionen bezahlen müssen. Insgesamt erwarten die Behörden von den Clubs der Ligue 1 noch 44 Millionen Euro Solidaritätssteuer.
Konkurse befürchtet
Während die Katarer diese Mittel leicht aufbringen können, sehen sich einige Clubs in ihrer Existenz gefährdet. Der Präsident der Vereinigung der Clubs, Jean-Pierre Louvel, ist sicher, dass die Steuer einen oder zwei Vertreter der höchsten Liga in den Konkurs treiben wird. In der zweithöchsten Liga werde es «Kollateralschäden» geben, warnt er auf France TV Info.
Ein Experte für Steuerfragen im Sport bezweifelt das. Auch Pascal Perri, Wirtschaftsexperte für den Sportsender von Radio Monte Carlo, relativiert. Der Protest bringe eher einen allgemeinen Steuerfrust zum Ausdruck. Für mittelgrosse Clubs wie Lyon, Rennes oder Saint-Etienne sei die Steuer aber besonders schmerzhaft. Insgesamt trage sie zur Verarmung der französischen Fussballclubs bei.
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