Die tiefen Taschen der Pujols
69 Millionen Euro hat die Familie des langjährigen katalanischen Ministerpräsidenten Jordi Pujol seit 1990 mit illegalen Geschäften verdient. Nun wird gegen die ganze Familie ermittelt.

Wer in Katalonien Geschäfte machen wollte, musste 3 Prozent Zusatzkosten einkalkulieren. Das war so von 1980 bis 2003, als Jordi Pujol Ministerpräsident der Region war. Und es blieb auch unter seinen Nachfolgern ähnlich. Wer öffentliche Aufträge erhalten, mit staatlichen Firmen ins Geschäft kommen wollte oder eine behördliche Genehmigung brauchte, musste bezahlen.
Das von der Sondereinheit Udef für Wirtschafts- und Finanzverbrechen der spanischen Polizei nach fünfjährigen Ermittlungen an die Justiz übergebene Dossier spricht von 69,08 Millionen Euro (75,16 Millionen Franken) an illegalen Einnahmen von 1990 bis heute. Der Ermittlungsbericht vom 24. April, aus dem die Madrider Tageszeitung «ABC» zitiert, bezeichnet die Aussage der Pujol-Familie, ihre Gelder stammten aus einem Familienerbe, als «reine Behauptung» Man betrachtet die Familie – neben Jordi Pujol müssen seine Ehefrau und alle sieben Kinder vor Gericht – als «kriminelle Vereinigung», die koordiniert und gezielt gearbeitet habe, um sich zu bereichern.
Bankkonten in Andorra
Das illegale Vorgehen wurde bis 1990 zurückverfolgt. «Es ist bewiesen, dass die Familie Pujol seit 1990 koordiniert gehandelt hatte mit dem Ziel, Geldbeträge zweifelhafter Herkunft zu empfangen», heisst es in schönstem Amtsspanisch in dem von der Zeitung zitierten Bericht. Auf 102 Seiten wird das Vorgehen von «La Familia» (der Familie) festgehalten. Die Schmiergelder an die Familie wurden demnach auf Banken in Andorra einbezahlt, meist in bar. Dann wurden sie laut Udef zwischen andorranischen Banken hin- und hergeschoben und von angeheuerten Finanzexperten auf ausländische Konten verschoben, um dort ebenso in illegale Geschäfte investiert zu werden.
Gelder auf Weltreise
Die Pujol-Gelder machten sich von Andorra aus auf Weltreise. Transfers gingen nach Nicaragua, Mexiko, in die Schweiz, die USA, nach Liechtenstein, auf die Inseln Guernsey und Madeira, nach Jordanien, Luxemburg, Irland, Malta, London und nach Uruguay. Das meiste Geld lief über Jordi Pujols Sohn Jordi Pujol Ferrusola, der im Polizeibericht stets nur als «Junior» bezeichnet wird. Er sitzt im besonders sicheren Gefängnis von Soto del Real in der Nähe von Madrid in Haft. Allein über den Junior sollen 54,5 Millionen Euro eingenommen und «weiterbehandelt» worden sein. Er sei, so die Udef, auch als Clanchef gegenüber den Geschwistern aufgetreten. Ex-Ministerpräsident Pujol, der in seiner Amtszeit einen tadellosen Ruf hatte, soll 2,84 Millionen Euro erhalten haben.
Kriminelle Vereinigung
Die Gelder der katalanischen Familie gingen zunächst auf das Konto mit der Nummer 63819 bei der Andbank in Andorra. Gemäss der Zeitung «El País» wurde bis 2014 ein zweites Konto bei der Banca Privada de Andorra benutzt. Das Fürstentum Andorra sei Operationsbasis für die internationalen Geschäfte der Pujols gewesen, heisst es im Ermittlungsbericht. Die Spezialermittler werfen der Familie nun Geldwäscherei und die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung vor.
Aus den Dokumenten der Ermittler geht hervor, dass auch Pujols Ehefrau, Marta Ferrusola, stärker als bisher vermutet in die illegalen Geschäfte verwickelt war. Sie gab sich – gegenüber der Bank – als eine Mutter Oberin aus und bat 1995 laut den Belegen zweimal um die Überweisung von 2 Millionen Pesetas (12 000 Euro) an «den Kaplan». Dieser war nach den Polizeiermittlungen niemand anderes als ihr Sohn, Jordi Pujol Junior.
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