Brutal verzockt
Politikredaktor Andreas Saurer über Matteo Renzis Schiffbruch bei der Verfassungsreform.
Matteo Renzi verstand sich gern als Volkes Stimme. Statt mit der eigenen Parteibasis und dem Parlament sprach er lieber direkt zum Volk. «Ich bin an der Regierung, um Reformen zu machen. Wenn sie scheitern, dann ziehe ich die Konsequenzen und gehe heim»: Das war sein Credo, das er in seiner 1000-tägigen Amtszeit als italienischer Regierungschef in diversen Spielarten wiederholte.
Beim Staatsbankett für Renzi lobte Barack Obama in Washington noch im Oktober Renzis Reformeifer. Der US-Präsident bescheinigte ihm, Politik mit der Hoffnung und nicht mit der Angst zu machen. Das mag auf Renzis gesamte Amtszeit zutreffen, in der Debatte um die Verfassungsreform aber tat er genau das: Er stilisierte das Referendum ohne Not zur Frage um Sein oder Nichtsein.