Immer im Dienst des Diktators
Kim Yong-chol war einst Nordkoreas oberster Spion. Nun versucht er in New York, den Trump-Gipfel zu retten.

Kim Yong-chol war ein Leben lang Soldat. Mehr als fünfzig Jahre trug er immer Uniform; auch, als er 2007 zu Verhandlungen nach Südkorea reiste. Vor einem Jahr jedoch legte der 73-Jährige das militärische Kaki ab. Am Mittwochabend trug er einen dunklen Anzug und Krawatte, als er in New York mit US-Aussenminister Mike Pompeo zu Abend ass. Den ganzen Donnerstag verhandelten die beiden über den jetzt wieder geplanten Gipfel von US-Präsident Donald Trump mit Kim Jong-un, dem «Vorsitzenden der Kommission für Staatsgeschäfte», wie der junge Diktatur nun offiziell genannt wird.
An der Grenze im Einsatz
Kims Yong-chols Kleiderwechsel ist keine Konzession an die Amerikaner. Der frühere Geheimdienstchef trug schon voriges Jahr eine dunkelblaue sogenannte Ziviluniform, wie man den bis oben zugeknöpften Anzug nennt, der auf die japanische Kolonisation zurückgeht und fälschlicherweise oft als «Mao-Anzug» bezeichnet wird. Kims neues Outfit verrät auch keinen Karriereschritt, es ist vielmehr Ausdruck der Umwälzungen, die Kim Jong-un in Nordkorea angeschoben hat.
Die Karriere Kim Yong-chols begann 1962 in einer Einheit der Militärpolizei an der innerkoreanischen Grenze, an die er später in immer höheren Funktionen zurückkehrte. Zuletzt war er für die innerkoreanischen Beziehungen zuständig. Südkorea macht ihn für verschiedene tödliche Grenzzwischenfälle verantwortlich. Auch für die Versenkung der südkoreanischen Korvette Cheonan im April 2010 soll Kim Yong-chol Verantwortung tragen. 1990 übernahm er die Leitung des militärischen Geheimdiensts, an dessen Führung er seither ständig beteiligt ist.
Man sagt ihm nach, er habe früh erkannt, welche Möglichkeiten sich Nordkorea in der Cyberkriminalität zur Beschaffung von Devisen boten. Auch Nordkoreas elektronische Kriegsführung wurde unter seiner Leitung ausgebaut. Zeitweise kommandierte er zu Beginn der 90er-Jahre die Leibwache von Kim Jong-il, dem Vater von Kim Jong-un. Fast 30 Jahre lang arbeitete Kim Yong-chol auch immer wieder für den Geheimdienst, den er zuletzt als 4-Stern-General leitete.
Als Pyongyang während der Olympischen Winterspiele im Februar mitteilte, es werde Kim Yong-chol zur Schlussfeier schicken, empörten sich Südkoreas Konservative. Eigentlich hätte Kim gar nicht nach Seoul – und nun nach New York – reisen dürfen, sein Name steht auf der Liste der Personen, die mit UNO-Sanktionen belegt sind. Doch der als Hardliner bekannte Kim Yong-chol sagte Präsident Moon Jae-in am Rande der Spiele, Nordkorea sei bereit, auf die Bedingungen Washingtons für einen Gipfel Kims mit Trump einzugehen. Er war auch bei den Gipfeln Kims mit Moon zugegen.
Kim Yong-chol ist einer der wenigen hochrangigen Funktionäre aus der Zeit des Vaters Kim Jong-il, denen auch der Sohn vertraut. Vater Kim hatte seine Macht aufs Militär gestützt, er nannte das «Songun»-Politik, das Wort steht für «das Militär zuerst». Kim Jong-un drehte das 2013 in «Byungjin», damit meinte er eine parallele Entwicklung von Atomwaffen und Wirtschaft. Im November rückte er davon ab, nun will er sich ganz auf die Wirtschaft konzentrieren. Parallel dazu hat Kim die Macht in Nordkorea auf die Arbeiterpartei verschoben. Er will die Macht der Armee reduzieren, die als Staat im Staat funktioniert und eine Parallelwirtschaft betreibt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch