«Das ist Propaganda»
Das Bild der verstümmelten Aisha ging um die Welt – als Anklage gegen die Taliban. Jetzt verteidigen sich die Aufständischen im Netz.
Das Bild der 18-jährigen Aisha, die ohne Nase vom Titel des amerikanischen Magazins «Time» blickt, sei «Propaganda». Diese Stellungnahme veröffentlichte ein Talibansprecher am Wochenende auf islamistischen Webseiten, wie amerikanische Medien mit Verweis auf das Anti-Terror-Institut SITE melden.
Die Taliban streiten demnach in dem Text ab, dass jemand aus ihren Reihen für die Verletzungen Aishas verantwortlich sei. «Es ist eine Erfindung der Amerikaner, die mit der Publikation solcher Lügen von ihrer klaren und beschämenden Niederlage ablenken wollen», zitieren amerikanische Medien aus der Stellungnahme. «Im heiligen islamischen Recht ist das Abschneiden von Ohren und Nasen verboten, ob der Mensch lebendig oder tot ist», so der Sprecher. Wer das tue, dem werde gemäss der Scharia dasselbe angetan.
«Zusammenhänge und Perspektiven aufzeigen»
Das «Time»-Magazin hatte Anfang August das Bild einer jungen Frau auf den Titel gedruckt. Daneben stand der Satz «Was geschieht, wenn wir Afghanistan verlassen». Laut dem entsprechenden Artikel im Heft hat Aishas Ehemann ihr Nase und Ohren abgeschnitten, weil sie von daheim weggelaufen war. Amerikanische Hilfskräfte fanden das schwerverletzte Mädchen und übergaben es der Hilfsorganisation «Women for Afghan Women».
Das verstörende Titelbild sorgte für grossen Aufruhr in den Medien weltweit. Der Chefredaktor hatte in einem Leitartikel begründet, warum man es gezeigt habe: «Es ist unsere Aufgabe, die Zusammenhänge und Perspektiven für eines der schwierigsten aussenpolitischen Themen der Gegenwart aufzuzeigen.»
Aisha ist laut Meldungen amerikanischer Medien am Wochenende in Kalifornien angekommen. Sie wird dort auf Einladung einer medizinischen Stiftung operiert, wie «Time» bereits im Heft angekündigt hatte. Sie wird demnach mehrere Monate lang bei einer Gastfamilie in der Nähe von Los Angeles wohnen.
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