100 Festnahmen bei Strassenräumung in Hongkong
Die totgesagte Demokratiebewegung in Hongkong machte bei der Räumung eines Protestlagers im Viertel Mong Kok noch einmal mobil. Die Behörden rissen aber weiter Zelte und Barrikaden ab.
Die Behörden von Hongkong haben mit der Räumung des prodemokratischen Protestcamps im Stadtviertel Mong Kok weitergemacht. Eine Nacht voller Zusammenstösse zwischen Aktivisten und der Polizei endete zuvor mit insgesamt 116 Festnahmen, nachdem mit der Räumung des Protestlagers begonnen worden war. Hunderte Anhänger der Demokratiebewegung strömten daraufhin auf die Strassen, um sich Auseinandersetzungen mit der Polizei zu liefern. Die Beamten setzten Pfefferspray ein, um sie zu vertreiben. Neun Polizisten wurden verletzt, weitere Festnahmen galten im Verlaufe des Mittwochs als wahrscheinlich.
(Video: Reuters)
Einige der Demonstranten wurden demnach abgeführt, weil sie sich der gerichtlichen Anordnung zum Verlassen des Geländes widersetzten, als Arbeiter Barrikaden, Paletten und Zelte von der seit fast zwei Monaten besetzten Strasse wegschafften. Als die Stimmung am Abend hochkochte, kam es zu Dutzenden Festnahmen, weil etliche Personen Polizisten angegriffen und sich widerrechtlich versammelt hätten, teilten die Behörden mit.
Unruhen gehen weiter
Ein Mann wurde wegen des Besitzes einer Axt, eines Hammers und einer Brechstange festgenommen. Auch die studentischen Anführer Joshua Wong und Lester Shum waren nach Angaben der Hongkonger Studentenvereinigung unter den Festgenommenen. Rund 4000 Beamte waren nach Angaben lokaler Medien vor Ort.
Beobachter rechneten damit, dass es am Mittwoch zu weiteren Unruhen kommen könnte, während auch der Rest der Stellungen der Aktivisten in Mong Kok entfernt werden sollte. «Morgen wird das Hauptereignis sein», sagte der Abgeordnete Albert Chan von der radikalen prodemokratischen Partei People Power. «Mehr Leute werden sich dem Widerstand anschliessen. Vielleicht wird es mehr Festnahmen geben.»
In dem Lager, einem von drei grossen Protestcamps in der asiatischen Finanzmetropole, war es im Zuge der Proteste mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Aktivisten demonstrieren seit Ende September vergeblich für eine freie Wahl des Regierungschefs der chinesischen Sonderverwaltungszone im Jahr 2017. Gespräche zwischen dem unbeliebten Regierungschef Leung Chun Ying und den von Studenten angeführten Demonstranten blieben ohne Ergebnis.
Verkehr fliesst erstmals seit September wieder
Die Proteste, die anfangs noch Zehntausende angezogen hatten, waren zuletzt immer kleiner geworden. Die verbliebenen Demonstranten in Mong Kok leisteten anfangs auch keinen Widerstand, als Arbeiter gemeinsam mit Gerichtsdienern damit begannen, den 50 Meter langen besetzten Abschnitt der Strasse freizuräumen. Als aber Zelte abgerissen wurden, versuchten sich Demokratieaktivisten zu widersetzen und die Räumung zu verzögern. Unter den Festgenommenen war auch der Hongkonger Abgeordnete Leung Kwok Hung.
Die Räumung am Dienstag wurde vom Hohen Gericht in Hongkong nach einer Beschwerde einer Minibus-Firma angeordnet. Die Überreste des Protestlagers wurden schliesslich von einem Lastwagen abtransportiert. Eine Gruppe Menschen applaudierte den Einsatzkräften. Bis Abend floss der Verkehr über die Argyle Street erstmals seit Ende September wieder.
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