Die Stunde des Humanisten
François Hollande, Frankreichs mitfühlender Präsident, ist nun plötzlich der richtige Mann.

Er war der Einzige, der keinen Wintermantel trug. Trotz Kälte, äusserer und innerer. Und man braucht kein Freund von Metaphern zu sein, um diesen Auftritt von François Hollande inmitten von bemäntelten Staats- und Regierungschefs beim grossen Gedenkmarsch an diesem Wintersonntag in Paris als einprägsames Sinnbild zu erkennen. Der Mann ohne Wintermantel wächst gerade in seine Rolle als Präsident, zweieinhalb Jahre nach seiner Wahl. Und es wäre ja nicht das erste Mal in der Geschichte, dass eine nationale Tragödie die Konturen eines Staatsmannes schärft und sein Format offenbart. Wenn er denn welches hat. Es lässt sich an den Gesten messen, am Ton der Stimme, am Sinn für Würde.