Viel Lärm und dann gar nichts
Was die Absage des Nordkorea-Gipfels bedeutet – die Einschätzung von Ausland-Chef Christof Münger.
Es hätte die Politshow des Jahres werden sollen, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, und das Weisse Haus brachte bereits eine Gedenkmünze mit den Konterfeis von Donald Trump und Kim Jong-un heraus. Und nun, nach viel Lärm, gar nichts. Offenbar bestand aus Sicht der US-Regierung keine Chance auf eine Übereinkunft in Singapur. No deal also.
Tatsächlich hätte es an ein Wunder gegrenzt, wenn sich Trump und Kim auf eine substanzielle Übereinkunft hätten einigen können, im Klartext: einen Deal zu den nordkoreanischen Atomwaffen. Alle Äusserungen aus dem Weissen Haus legen den Schluss nahe, dass die USA auf der vollständigen nuklearen Abrüstung Nordkoreas beharrt haben. Mit solchen Maximalforderungen kann man Verhandlungen beginnen, aber kaum je erfolgreich beenden.
Vor allem, wenn sie derart unrealistisch sind: Für Kim Jong-un bleibt das Atomarsenal die Lebensversicherung seines Regimes. Die demonstrative Testserie hat ihm Trumps Zusage zum Gipfel überhaupt erst eingebracht. Und wer freiwillig auf seine Atomwaffen verzichtet, endet meistens böse, siehe Muammar al-Ghadhafi. Abgesehen davon sind die USA als Vertragspartner nicht mehr sonderlich glaubwürdig, seit sie das Atomabkommen mit dem Iran pulverisiert haben.
Ein typisch trumpscher Affront
Dabei hat Nordkorea eine gewisse Flexibilität signalisiert, indem es sein Testgelände öffentlich zerstörte – das hätte ein Anfang sein können. Dass der US-Präsident nur Stunden später den Gipfel abgesagt hat inklusive Kriegsdrohung, ist ein typisch trumpscher Affront. Das einzig Positive daran: Ein abgesagter Gipfel birgt weniger Gefahren als ein gescheiterter, der kann schnell zum Katalysator einer Krise werden.
Es scheint, als habe Donald Trump geglaubt, er könne den Korea-Konflikt bei einem Burger von Mann zu Mann lösen. Doch dazu braucht es diplomatische Knochenarbeit, in der unzählige Details geklärt werden, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das aber hat Trump nie interessiert, er will den schnellen Erfolg, den er mit Twitter-Fanfaren verkünden kann. Den Preis für diese unverantwortliche Politik zahlen andere, in diesem Fall die Koreaner.
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