USA lassen israelischen Spion frei
Die Bewährungskommission hat entschieden, Jonathan Pollard im November frei zu lassen. Seine Ex-Frau befürchtet, dass die USA ihn nicht nach Israel werden ausreisen lassen.

Wegen Spionage sass Jonathan Pollard seit seiner Verhaftung 1985 in einem amerikanischen Gefängnis. Im November wird er freigelassen. Pollards Anwälte teilten am Dienstag mit, dass die lebenslange Haftstrafe ihres Mandanten zur Bewährung ausgesetzt werde. Die Entscheidung der dreiköpfigen Bewährungskommission sei einstimmig gefallen. «Wir sind dankbar und erfreut, dass unser Mandant bald freikommt», erklärten die Anwälte.
Sie widersprachen Spekulationen, dass die Freilassung ein politisches Zugeständnis der USA sein könnte, um die Spannungen mit Israel wegen des Atomabkommens mit dem Iran abzubauen. Die Entscheidung der Kommission sei «unabhängig von anderen US-Regierungsstellen» gefallen und nicht an die «jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten» geknüpft.
Die Beziehungen zwischen den USA und Israel werden durch die Affäre um Pollard bis heute belastet. Der in den USA geborene Spion hatte beim Geheimdienst der US-Kriegsmarine als zivil angestellter Analyst Zugang zu hoch brisanten Unterlagen. Von Mai 1984 bis zu seiner Verhaftung im November 1985 übergab er dem israelischen Mossad viele tausend Dokumente mit US-Spionagematerial aus dem arabischen Raum. Im Jahr 1987 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. In Israel, dessen Staatsbürgerschaft Pollard 1996 erhielt, geniesst er den Status eines Nationalhelden.
Haftstrafe von 30 Jahren verbüsst
Der «Washington Post» zufolge erklärte das Justizministerium, das damalige Urteil beinhalte eine Regelung, nach der Pollard zur Freilassung nach 30 Jahren berechtigt sei.
Um ihm das zu verwehren, müsste die Regierung nachweisen, dass er im Gefängnis gegen Vorschriften verstossen habe oder die Wahrscheinlichkeit bestehe, dass er erneut kriminell handeln werde. Der Zeitung zufolge signalisierte das Ministerium jedoch, die US-Regierung werde eine Freilassung nicht blockieren.
«Das Justizministerium hat stets die Auffassung vertreten und vertritt sie weiter, dass Jonathan Pollard seine Strafe für sein ernstes Verbrechen voll verbüssen sollte, was in seinem Fall eine vorgeschriebene Haftstrafe von 30 Jahren ist», zitierte die «Washington Post» Ministeriumssprecher Marc Raimondi.
Pollards E-Frau befürchtet, er dürfe nicht ausreisen
Pollards Ex-Frau Anne appellierte an die israelische Regierung, Pollard einen Topanwalt zur Seite zu stellen. «Ich will ihn endlich draussen sehen. Ich halte es nicht mehr aus, dass er sein ganzes Leben im Gefängnis gesessen und vergeudet hat», sagte sie dem Fernsehsender Channel 2.
Sie sei sich 100 Prozent sicher, dass Pollard den Rest seines Lebens in Israel verbringen wolle und der Anwalt solle ihm dabei helfen.
Im Hintergrund steht nach Einschätzung der Tageszeitung «Jediot Achronot» die Befürchtung, dass Pollard zwar freigelassen werden könnte, aber als Auflage die USA nicht verlassen dürfe, um einen «Heldenempfang» in Israel zu verhindern.
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