Im Kampf gegen Nordkorea bringen grosse Sprüche nichts
Ein Kommentar von US-Korrespondent Thomas J. Spang zur die Nordkorea-Politik der USA.
An Kraftmeierei lässt es die US-Regierung nicht mangeln. Sie reicht von den «Feuer und Zorn»-Äusserungen des Präsidenten über vollmundige Erklärungen seiner UN-Botschafterin Nikki Haley bis hin zu den Drohungen der Militärs, Nordkorea von der Landkarte verschwinden zu lassen. Gemessen an der dieser Rhetorik hat der Sicherheitsrat auf den Wasserstoffbombentest durch Kim Jong-uns Regime sehr bescheidene Strafmassnahmen verhängt.
Dazu gehören eine moderate Deckelung der Öleinfuhren aus China und Sanktionen gegen die Textilindustrie. Hätten die Amerikaner nicht klein beigegeben, wäre die Blamage noch grösser geworden. Russland und China drohten, mit ihrer Vetomacht neue Sanktionen gänzlich zu verhindern.
Jüngst sagte Henry Kissinger eine Kurskorrektur Chinas im Verhältnis zu Nordkorea voraus. Woher er diesen Optimismus nimmt, ist angesichts der Weigerung Pekings, die Daumenschrauben etwa mit einem vollständigen Ölembargo richtig anzuziehen, schwer zu erkennen. Die jüngsten Entwicklungen im Sicherheitsrat sind jedenfalls kein Beleg dafür. Die neunte UN-Resolution seit 2006 wird Pyongyang genauso wenig von seinem Kurs abbringen wie die erste.
Nordkorea hat aus der US-Invasion in den Irak gelernt, dass es sich mit Nuklearwaffen gegen die Supermacht immunisieren kann.Genau deshalb hat es keinen Anreiz, seinen Kurs zu ändern. China seinerseits will das Nachbarland nicht destabilisieren. Es will auch keine US-Truppen an der eigenen Grenze stehen haben.
Trumps Regierung wiederum mangelt es an strategischer Klarheit. Möglicherweise geht Trump von falschen Voraussetzungen aus. Der frühere CIA-Direktor Mike Morrell vertrat in der «Washington Post» die Ansicht, es sei sehr gut möglich, dass Nordkorea die USA längst mit Atomwaffen angreifen könne. Damit ergäbe das Ziel Trumps, dies um jeden Preis zu verhindern, schon jetzt keinen Sinn mehr.
Zudem weiss der Präsident, dass ein militärischer Erstschlag keine Option gegen das bis an die Zähne bewaffnete Nordkorea ist. Statt grosse Sprüche zu klopfen, sollte die US-Regierung erst einmal ihre Hausaufgaben machen und das strategische Kuddelmuddel beenden. Dieses trägt das Risiko einer Eskalation mit unbeabsichtigten Konsequenzen in sich.
Tatsächlich gibt es heute keine andere vertretbare Option im Umgang mit Nordkorea als eine Politik der Abschreckung und Eindämmung. Das hat mit einem paranoiden Massenmörder wie Stalin funktioniert und verspricht auch heute effektiv zu sein. Ein solcher Kurs verspricht umso mehr Erfolg, je enger die Alliierten zusammenrücken und je breiter das Bündnis sich aufstellt.
Und hier liegt das andere Problem: Statt zu einen, spaltet Trump. Er stösst Südkorea vor den Kopf, indem er dessen Präsidenten Schwäche vorhält und mit einem Ende des Freihandelsabkommens droht. Er versucht, China vorzuführen. Ergebnis dieser konfusen Korea-Politik ist eine Supermacht, die ihren Einfluss zunehmend verliert. Für einen Egozentriker wie Trump ist das schwer zu ertragen. Das macht die Situation so gefährlich.
ausland@bernerzeitung.ch
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