«Ich versuche mich zu erinnern, aber ich kenne diese Frau nicht»
Die Sexvorwürfe haben dem republikanischen Politstar Herman Cain bisher kaum geschadet. Die Anschuldigungen von Sharon Bialek – deren Ruf selbst zweifelhaft ist – bringen ihn nun aber arg in Bedrängnis.

Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Herman Cain steckte die ersten Anschuldigungen noch unbeeindruckt weg: «Diese Geschichten kann niemand beweisen», sagte der republikanische Spitzenkandidat am Wochenende zu den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung.
Eine dritte Frau hatte sich gemeldet und dem 65-Jährigen verbale Belästigung vorgeworfen – ohne dabei Details zu nennen. Cain schwieg oder bestritt jeweils mit knappen Worten die Vorfälle und konnte seine Präsidentschaftskampagne ungestört fortsetzen. Ohne dabei gross an Glaubwürdigkeit einzubüssen: Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der «Washington Post» und ABC liegt Cain im Vorwahlrennen Kopf an Kopf mit dem anderen republikanischen Favoriten Mitt Romney.
Bialek bringt Cain ins Schwitzen
Doch dann kam Sharon Bialek. Die vierte Frau, die Cain beschuldigt, und die erste, die aus der Anonymität trat und mit konkreten Vorwürfen aufwartet: Die frühere Angestellte des Gaststättenverbandes National Restaurant Association (NRA) – deren Chef Cain einst war – sagte, er habe sie nach einem gemeinsamen Essen im Auto belästigt. «Er berührte mein Bein, griff unter meinen Rock und nach meinen Genitalien», sagte Bialek am Montag. Zudem habe er ihren Kopf in Richtung seines Schritts gedrückt.
Die Blondine, die in der Öffentlichkeit stets mit viel Schminke und ihrer Anwältin auftritt, ist die erste Frau, die Cain wirklich ins Schwitzen bringt. Der Republikaner reagierte umgehend in einer schriftlichen Stellungnahme: «Alle Anschuldigungen der Belästigung gegen mich sind komplett falsch. Ich habe niemals jemanden belästigt», hiess es in der Mitteilung. Die Vorwürfe bezeichnete er als Scheinangriffe, die von seinen politischen Vorhaben ablenken sollten.
Gestern Abend ging Cain bei einer Medienkonferenz in die Offensive, versuchte den Spiess umzudrehen: Er bleibe weiterhin im parteiinternen Rennen um die Kandidatur. Er werde nicht aufgeben. Die mutmasslichen Zwischenfälle seien einfach nicht passiert. Und er würde sich jederzeit einem Lügendetektortest unterziehen, wenn es denn «einen guten Grund dafür gebe». «Ich versuchte mich zu erinnern, aber ich kenne diese Frau aus Chicago nicht», sagt Cain gegenüber der versammelten Presse. Er würde es nicht akzeptieren, dass «falsche Anschuldigungen gegen seine Integrität und seinen Charakter» gemacht würden.
Zweifelhafte Vergangenheit
Der Fernsehsender ABC nahm Sharon Bialek etwas genauer unter die Lupe. Die Enthüllungen aus ihrer Vergangenheit lassen zumindest Zweifel an der Frau aus Chicago aufkommen. So sei Bialek nie durch berufliche Beständigkeit aufgefallen. In den letzten 17 Jahren wechselte sie neunmal ihren Job. Immer wieder hatte sie mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 1991 ging sie gemäss ABC zum ersten Mal pleite. Zehn Jahre später ein zweites Mal – kurz nachdem sie ihren unehelichen Sohn geboren hatte.
Verschiedene Quellen sagen Bialek auch eine politische Nähe zu den Demokraten nach, was Cain die Aussage entlockte, er werde die «demokratische Maschine» besiegen, die versuche, ihn um einen Wahlerfolg zu bringen. Gegenüber ABC bestreitet Bialeks Verlobter Mark Harwood, dass die Anschuldigungen politisch motiviert seien. Auch sei «nie Geld geflossen», damit Bialek ein Interview gebe.
Bialeks Anwältin Gloria Allred sagte: «Wenn wahr ist, was meine Mandantin sagt, bin ich angewidert. Dieser Mann, der Präsident werden will, hat Amerika belogen.» Von zwei Bekannten Bialeks lägen schriftliche Zeugenaussagen vor, in denen diese bestätigten, dass die Frau damals über den Abend berichtet habe.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch