Ex-NSA-Mitarbeiter klaute jahrelang geheime Dokumente
Ein inhaftierter Ex-Mitarbeiter des US-Geheimdienstes hält die Ermittler auf Trab. Nun offenbart sich das Ausmass seines Datenklaus.
Ende August wurde ein des massiven Datendiebstahls beschuldigter Ex-Mitarbeiter des US-Geheimdienstes inhaftiert. Und er bleibt weiter in Haft. Bei einer Entlassung bestehe beim Beschuldigten Harold Thomas Martin sonst Fluchtgefahr, befand ein Bundesrichter im Staat Maryland am Freitag.
Es gebe keinen Zweifel, dass «Feinde dieses Landes liebend gern» Zugriff auf die streng geheimen Daten hätten, die der Verdächtige entwendet haben soll. Der Anwalt von Martin kündigte prompt an, gegen die Entscheidung des Richters in Berufung zu gehen.
500 Millionen Dokumente
Nun wird erstmals das Ausmass des Datenklaus bekannt. Die Staatsanwälte halten in ihrem Antrag auf verlängerte Untersuchungshaft fest, das kriminelle Verhalten des Angeklagten sei «atemberaubend» in seiner Dauer und Umfang, wie «CNN» berichtet. Bei einer Durchsuchung stiessen die Ermittler auf tausende Dokumente in Martins Haus und sogar in seinem Wagen – der im Freien parkiert gewesen sei und verschiedene Leute transportiert hätte.
Offenbar verfügte Martin auf Festplatten, Computer und Ähnlichem über eine Speicherkapazität von über 50'000 Gigabyte, genug, um 500 Millionen Dokumente inklusive Bilder zu horten. Wenn er dieses Volumen tatsächlich ausgeschöpft hat, wäre dies ein grösserer Datenklau als jener von Edward Snowden.
Besonders brisant sei die Art der Informationen, die Martin hortete. Unter den Fundstücken befindet sich laut Bericht ein Dokument, das «spezifische Angaben zu einer Operation gegen einen Staatsfeind der USA und ihren Alliierten» beinhaltete. Ausserdem hätten die Ermittler E-Mail-Dokumentationen mit streng geheimen Informationen von Staatsangestellten gefunden. Dem Mann war es offenbar gelungen, die internen Kontrollen der NSA gegen Datendiebstahl zu überwinden – obwohl diese nach dem Fall Snowden verschärft worden waren. Wie die NZZ schreibt, brachte die Hausdurchsuchung bei Martin zudem zehn grösstenteils unbewilligte Waffen zutage, darunter ein Sturmgewehr.
Höchstrafmass von zehn Jahren
Im August war Martin vom FBI festgenommen worden, Anfang Oktober hatte das US-Justizministerium die Einleitung eines Ermittlungsverfahren bestätigt. Dem ehemaligen externen Mitarbeiter der NSA wird zur Last gelegt, zwischen 1996 und 2016 geheimes Staatsmaterial unerlaubt entfernt und aufbewahrt zu haben.
Darauf steht maximal ein Jahr Haft, für den Diebstahl von Regierungseigentum zudem ein Höchststrafmass von zehn Jahren. Das Justizministerium soll zudem über Beweise für weitere Anklagepunkte gemäss des US-Spionagegesetzes verfügen, womit Martin im Falle einer Verurteilung mit noch drakonischeren Strafen rechnen müsste.
«Ein zwanghafter Hamsterer»
Offen bleibt, was Martin mit dem Material vorhatte. Sein Verteidiger James Wyda erklärte, es gebe keinerlei Belege, dass Martin die Informationen an ein anderes Land übermittelt oder dies vorgehabt habe. Vielmehr sei er ein «zwanghaften Hamsterer», der in seinem Job so gut wie möglich habe sein wollen und es über die Jahre mit dem Mitnehmen von Dokumenten übertrieben habe. Zudem deutete Wyda an, dass sein Mandant psychische Probleme habe. «Er ist kein Edward Snowden», fügte er hinzu.
Damit spielte der Anwalt auf den ebenfalls als externer Mitarbeiter der NSA tätig gewesenen Whistleblower an, der 1,5 Millionen geheime Dokumente gestohlen und sie 2013 an Journalisten weitergegeben hatte. Dadurch wurde das Ausmass der NSA-Abhöraktionen bekannt.
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