Die Opposition greift in Jamaika nach der Macht
Ersten Schätzungen zufolge wird die Insel künftig wieder von der linken Nationalen Volkspartei von Portia Simpson Miller regiert. Der bisherigen Regierung wurde eine Drogenaffäre zum Verhängnis.

Bei der Parlamentswahl in Jamaika hat die Opposition ersten Teilergebnissen zufolge einen überragenden Sieg errungen. Die voraussichtliche Ministerpräsidentin Portia Simpson Miller von der Nationalen Volkspartei (PNP) versprach ihren Anhängern in ihrer Siegesrede vollkommene Transparenz. Die PNP hatte die Karibikinsel 17 Jahre lang regiert, bevor sie 2007 von der Arbeiterpartei (JLP) abgelöst worden war.
«Ihr werdet alles wissen. Wir werden niemals etwas vor euch verbergen. Nun habt ihr eine Regierung, der ihr vertrauen könnt», sagte Miller vor ihren jubelnden Anhängern. Demnach rief Ministerpräsident Andrew Holness sie nach der Wahl an und gratulierte ihr zum Sieg. Bereits nach der Auszählung der ersten Stimmzettel um 19.30 Uhr (Ortszeit, 1.30 Uhr MEZ) war Jubel unter den ganz in Orange gekleideten PNP-Anhängern ausgebrochen, die sich im Hauptquartier der Partei in der Hauptstadt Kingston versammelt hatten.
41 von 63 Parlamentssitzen
Den Teilergebnissen zufolge erhielt die PNP 41 der 63 Parlamentssitze. In der früheren britischen Kolonie waren 1,6 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen. Nach Angaben der Wahlkommission lag die Beteiligung bei 75 Prozent gegenüber 60 Prozent bei der letzten Parlamentswahl. Wegen Problemen mit den Wahlmaschinen bildeten sich teils lange Schlangen vor den Wahllokalen, doch verlief die Abstimmung friedlich. Umfragen vor der Wahl hatten die PNP mit einem knappen Vorsprung vor der regierenden JPL gesehen.
Miller hatte die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Korruption in den Mittelpunkt ihrer Wahlkampfkampagne gestellt. Auch wenn die Zahl der Gewaltverbrechen zuletzt gesunken ist, bleibt Strassenkriminalität eine der Hauptsorgen der Bevölkerung. Miller sagte bei der Siegesfeier, sie wolle eine Partnerschaft mit dem Volk, dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und den Medien. Die 66-Jährige hatte Jamaika bereits von 2006 bis 2007 geführt, war aber bei der Wahl vor vier Jahren knapp gescheitert.
JPL stolpert über Drogenboss
Die JPL zahlt mit ihrer Niederlage für ihren Umgang mit dem mutmasslichen Drogenbaron Christopher «Dudus» Coke. Die Partei wird verdächtigt, Verbindungen zur Bande von Dudus gehabt und sich daher seiner Auslieferung an die USA widersetzt zu haben. Die Jagd nach Dudus führte im Mai 2010 in Kingston zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen seinen Anhängern und den Sicherheitskräften, bei denen insgesamt 76 Menschen getötet wurden.
Die Regierung war gezwungen, den Ausnahmezustand auszurufen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Dudus wurde schliesslich durch den damaligen Ministerpräsidenten Bruce Golding in die USA ausgeliefert. Infolge der Affäre war Golding im September zum Rücktritt von seinem Amt gezwungen. Daraufhin wurden vorgezogene Neuwahlen angesetzt. Eigentlich läuft die Legislaturperiode noch bis September 2012. Die Regierung wird derzeit von Holness geführt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch