Auf einen legalen Joint in der Cannabar
Die ehemalige Formbar im Berner Marzili heisst jetzt Cannabar. Seit Anfang Juli wird dort offiziell und legal gekifft.
In der Cannabar gibt es nebst Berner Wodka und Matte-Gin auch Hanfprodukte wie ein Bier von Appenzeller, den Cocktail Ganjarinta oder einen Hänfling-Shot. Bis hierher klingt ja alles normal. Wenn nicht nebenan eine Indoor-Anlage für CBD-Gras wäre und auf der Barliste auch Gras stehen würde. Das Gras enthält weniger als 1 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC). Stattdessen steckt in den Blüten rund 16 Prozent Cannabidiol (CBD).
Dort, wo früher das DJ-Pult der Formbar und später die Bühne der Playground Lounge war, steht heute die Indoor-Anlage. Im Juni wurde von Hand angepflanzt, nun wird sie von einer automatischen Bewässerungsanlage betrieben, und im Raum herrschen konstante 28 Grad. 12 Stunden werden die Pflänzchen belichtet, 12 Stunden ist es dunkel. Die ersten Blüten sind schon da, und Anfang September wird geerntet. «Ich rechne mit ungefähr sieben Kilogramm Gras», sagt Joel Zaugg, einer der zwei Teilhaber der Bar. Seit fünf Jahren sei er daran, CBD-Gras zu züchten, und seit 2015 sind alle benötigten Papiere da, um auch zu verkaufen.
Gras aus dem Seeland
Die Cannabar sei spontan entstanden. Deshalb eröffneten sie mitten im Sommer, eine schwierige Zeit für Gastrolokale. Sechs Sorten sind derzeit in der Auswahl, eine kommt aus der eigenen Ernte aus dem Seeland, wo Zaugg mit einem anderen Geschäftspartner drei Hektaren Land von einem Bauern im Nutzungsrecht bekommen hat. «Jetzt wollen alle ein Stück vom Kuchen. Als wir vor einigen Jahren Land suchten, bekamen wir insgesamt vier Angebote. Heute sind es zehn pro Tag. Und alle behaupten, sie hätten das schon immer machen wollen», erzählt der 34-jährige Zaugg.
Nebst der Cannabar hat er auch einen Vertrieb für Indoor-Anbau, wo er Dünger und Lampen verkauft. Er engagiert sich bei der IG Hanf, wo sie für ihre Mitglieder die Regelungen zusammengetragen haben. «Niemand wusste am Anfang, wie man CBD-Gras verkaufen kann», sagt er.
Die Palette an Gras ist in Gläser abgefüllt, und der Geruch ähnelt demjenigen von THC-haltigem Gras. Am stärksten riecht das Acapulco Gold (50 Franken für 4,1 Gramm), das ist auch der Verkaufsrenner hier. Gut laufe auch das Bernese Purple (30 Franken für 4 Gramm), das aus dem Seeland kommt.
Entspannung im Fumoir
Geraucht wird im Fumoir, wo an der Türe ein Verbot für THC-Gras hängt. Zaugg setzt sich hin und dreht den CBD-Joint. «CBD-Gras kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Doch wer meint, dass er sich mit dem Rauchen etwas Gutes tut, liegt falsch. Schliesslich ist es noch immer eine Zigarette, die man raucht», so Zaugg.
Er beschreibt die Wirkung eines solchen Joints wie diejenige eines Biers, das 0,5 Promille hat. «Man entspannt sich einfach», meint er. Nachdem er den Rauch tief inhaliert hat, reicht er den Joint weiter. Tatsächlich riecht und schmeckt er wie ein richtiger Joint. Die Rauchentwicklung ist gleich, und die Zigarette geht aus, wenn man daran nicht zieht.
Dazu trinken wir ein Hanfbier von Appenzeller (6.50 Franken). In der Nase deutet nichts darauf hin, dass Hanf drin ist, aber im Abgang schon. Nach einer Weile fühlt man sich tatsächlich entspannt, ob dies nun aber die Wirkung des Grases oder des Alkohols ist, ist schwer zu sagen.
Unterschiedliche Gäste, gleiches Interesse
Am besten laufe die Bar, die täglich ausser montags offen hat, an den Wochenenden. «Manchmal sitzt da eine ältere Dame, die das mal ausprobieren will. Daneben sind 20-Jährige, und alle verstehen sich. Alle sind so verschieden, aber haben das gleiche Interesse», beschreibt er seine Gäste. Gerade bei Partys würde es gut laufen, und viele Gäste kehren hier ein. Ab September will er auch Essen anbieten und öffnet am Mittag, damit auch Angestellte aus den umliegenden Büros auf ein Panini vorbeikommen könnten.
Auf die Frage, ob er sich das jemals hätte vorstellen können, eine legale Hanfbar aufmachen zu können, meint er nur: «Nein, das ist definitiv eine tolle Phase in meinem Leben.» Mit 18 habe er einen illegalen Grasladen in der Altstadt gehabt und nun 16 Jahre später den ersten legalen Coffeeshop von Bern.
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