Auf der Schützenmatte entsteht Raum für Kreativität
Am Montag beginnt der Aufbau des Neustadt-Lab. Während fast zweier Monate entsteht auf der Schütz ein Freiraum. Und weckt Visionen von einem ganzjährig autofreien Platz.

Noch ist die Schützenmatte nicht mehr als ein Parkplatz, auf dem gedrängt Autos stehen. Doch schon kommendes Wochenende soll sich das ändern: Erst wird sich das «No Borders No Nations»-Festival auf dem Platz ausbreiten, am 31. Juli beginnt schliesslich der Aufbau des Neustadt-Lab. Allein an den Bauarbeiten beteiligen sich mehr als fünfzig Helferinnen und Helfer.
Das Organisationskomitee des Neustadt-Lab sitzt im Restaurant Sous le Pont und nippt wahlweise an Latte macchiato oder Eisteesirup. Darunter auch Juerg Luedi, Geschäftsleiter des Vereins Neustadt Bern, Diego Dahinden und Julian Flückiger, Initianten der Polar-Bar, und Pablo C. Lobsang, Vertreter des Vereins SK8.BE.
Zum dritten Mal belebt das Kollektiv mit seinem Sommerkulturprojekt die Schütz und weckt – mitunter – Visionen, wie der Platz aussehen könnte, wäre er der Bevölkerung und nicht dem Individualverkehr gewidmet. Die permanente Aufhebung der Parkplätze ist zwar vom Gemeinderat beschlossene Sache, wird aber mit Einsprachen bekämpft.
Kein fixes Programm
«Die Schütz ist ein total städtischer Ort», sagt Juerg Luedi. «Ich schätze es, dass dieser Platz jeden Tag sein Gesicht verändern kann – das verlangt aber eine Infrastruktur, die das zulässt.» Auf dieser Überlegung beruht das Konzept des Labors: «Wir stellen eine fixe Infrastruktur zur Verfügung. Die eigentliche Belebung, das Partizipative findet aber erst durch die Projekte statt», erklärt Diego Dahinden.
«Ich schätze es, dass dieser Platz jeden Tag sein Gesicht verändern kann.»
Anmelden kann man sich bis zum letzten Tag des Lab, 25. September. Somit steht kein lückenlos getaktetes Programm festgeschrieben, vielmehr wird dieses laufend um die Fixpunkte herum kreiert.
Klickt man sich durch den Veranstaltungskalender auf der Website des Lab, stösst man auf kreative Vielfalt, auf Tanzworkshops und Poetry-Slams. Unter anderem sollen ein Strassenfussballfeld entstehen sowie ein Drive-in-Cinema, welches Kurzfilme zeigt, auch solche für Kinder.
Befahren wird das Kino mit Elektrowägeli, einer Art elektrobetriebenen Seifenkisten. Einzige Einschränkungen für Akteurinnen und Akteure sind die Spielregeln, die Grundsätze wie Respekt, Legalität und die Abwesenheit von Konsumzwang festschreiben.
Ein weiterer Freiraum
Die Möglichkeit, sich einzubringen, sei es auch, die das Neustadt-Lab zu etwas Grösseren mache als einer gemütlichen Sommerbar mit bunten Lichterketten, ist sich das OK einig. «Das Besondere des Lab ist wirklich, dass es nicht kuratiert ist, wie Festivals mit fixem Programm es sind, sondern dass die Öffentlichkeit sich einbringen kann», so Dahinden.
«Das Besondere des Lab ist wirklich, dass es nicht kuratiert ist, wie Festivals mit fixem Programm es sind.»
Das Kollektiv betont, dass mit dem Labor nicht der Freiraum der Reitschule erweitert oder konkurrenziert werden soll. «Wir wollen neuen Freiraum schaffen und ein breites Publikum ansprechen», sagt Julian Flückiger. «Während des Neustadt-Lab sind jeweils Leute auf den Platz gekommen, die sonst nicht in diesem Perimeter verkehren.»
Die Zukunft wird diskutiert
Während in den letzten Jahren die schöne Stimmung während des Lab gelobt und von einer ganzjährigen Nutzung der Schütz im Stil des Neustadt-Labors geträumt worden war, hatten andere Stimmen Bedenken angemeldet. Was denn im Winter geschehe, wenn das Wetter nicht mehr zum abendlichen Verweilen einlade.
Es sei nicht am OK, zu sagen, was aus der Schütz werden solle, erklärt das Kollektiv. Die Idee sei auch nicht, ein Ganzjahresfestival zu schaffen. «Die Schütz soll ein städtischer Platz sein, der genutzt werden kann – aber auch mal leer bleiben darf», fasst Luedi zusammen. Am 1. September findet in der Grossen Halle ein Zukunftsforum statt, an dem mögliche Nutzungen des Platzes diskutiert werden.
Die Bedenken, der Winter bringe Projekte im Freien zum Erlahmen, seien auch bei der Skatebowl geäussert worden, fügt Pablo C. Lobsang an. «Aber die Jugendlichen skaten auch bei minus fünf Grad – einfach in Thermowäsche.»
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