Auch nach 358 Jahren lebt der Schangnaumärit weiter
Nach 45 Jahren als Schangnauer Marktchef übergibt Paul Gerber seinen Job in jüngere Hände: «Hauptsache, es geht weiter mit dem Schangnaumärit.» Nachfolger ist Martin Friedli.

Als Paul Gerber 1969 das Amt als Marktchef übernahm, war der Schangnaumärit noch lange nicht das, was er heute ist: nämlich ein vielseitiger, bunter Markt mit einem gefälligen Angebot, das nicht nur etwas für Bauern bietet. «Ich wurde damals als 22-Jähriger quasi ins Wasser geworfen», erinnert sich Paul Gerber. Weil er als Schreiner ein «Hölziger» war und die maroden Marktstände flicken konnte, war er gewählt, bevor er es sich recht überlegen konnte. Sein Vorgänger warf den Bettel hin, und Gerber musste schauen, wie er zurecht kam.
«Zum Glück hatte ich mit Gerber Fritz einen Gehilfen zur Seite, der das schon vorher gemacht hatte», sagt Paul Gerber – jedenfalls kam es gut. Der Grossviehmarkt war damals schon aufgegeben worden, die Marktfahrer beschränkten sich auf ein Dutzend Stände, das Angebot war stark den Bedürfnissen der Bauern von den umliegenden Hügeln und aus den Tälern angepasst.
Was das Herz begehrt
Gerber machte sich damals gerade selbstständig in seinem Beruf, und die Bekanntheit, die er als Marktchef erlangte, kam ihm nicht ungelegen. Und er bekam Freude am Organisieren des nur einmal jährlich stattfindenden Dorfmarktes. «Es wurde mir klar, was so ein Märit in ländlicher Gegend bedeutet. Es ist ein Festtag für unsere Leute, an dem sie nach der strengen Arbeit einmal frei nehmen und sich mit Frau und Kindern ins Dorf begeben. Da sollten sie nicht nur Melkfett und Geisseglöggli kaufen können, es muss doch für die ganze Familie etwas zu kaufen geben, das Freude macht», betont Gerber. Darum wurde der Markt stetig erweitert.
Für Frauen und Männer
Heute sind es fast fünfzig mehr oder weniger grosse Stände, an denen feilgeboten wird, was das Herz begehrt: Es gibt Schmuck, Uhren, moderne Kleider, Leckereien wie Magenbrot und Krachmandeln, sogar Cupcakes, und einen Haufen Spielzeug, auch Traktörli, und lustige Mützen in Tierform. Und schätzungsweise 10000 Foulards, ohne die sich die Frau von heute nicht mehr unter die Leute mischen sollte. Und die Männer finden solide Arbeitskleidung, Werkzeug und Zaunpfähle. Es gibt auch noch gestrickte Wollsocken und Küchenschürzen.
In guten Händen
«Ich bin froh, habe ich mit Friedli Martin einen Nachfolger gefunden, der wie ich darum kämpft, dass der Schangnaumärit nach 358 Jahren weiterlebt», sagt Gerber. Er habe zwar immer auf Hilfe zählen können, etwa bei Hanspeter Gerber, der seit der Schulzeit 28 Jahre mitgeholfen habe, aber der Bürokram nehme halt auch zu. Und treue Aussteller würden rar, viele neue meldeten sich und kämen nach einmaliger Probe nicht mehr, wenn einmal das Wetter nicht stimme. Der Markt sei ihm ans Herz gewachsen, der dürfe nicht untergehen. Er freue sich, zukünftig als Besucher wie die anderen «chli cho z prichte», Bekannte zu begrüssen und «Im Wald» bei einem Kafi zu höckle, wenn draussen die Bise wehe.Gertrud Lehmann
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