Auch Mieter sollen Elektroautos fahren
Noch ist die Elektromobilität nicht massentauglich. Ladestationen bei Mehrfamilienhäusern sollen das ändern.

Elektromobilität – ein Privileg der Reichen? Heute sind es vor allem Hausbesitzer, die auf Elektroautos setzen, und zwar als Zweitwagen. Das zeigt ein aktuelles ETH-Forschungsprojekt. 2019 Jahr waren gegen 6 Prozent der 311'000 Neuwagen E-Autos oder Plug-in-Hybride. Ein Rekordwert, der heuer schon fallen soll: Auto-Schweiz, die Vereinigung der Schweizer Autoimporteure, will den Anteil der sogenannten Steckerfahrzeuge auf 10 Prozent steigern.
Für einen Schub dürften die verschärften Klimavorschriften sorgen: Ab diesem Jahr gilt in der Schweiz (wie in der EU) für Neuwagen ein Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer statt wie bis anhin 130 Gramm; im Durchschnitt waren es 2019 gemäss provisorischen Zahlen des Bundes knapp 139 Gramm. Die Branche muss also verstärkt auf E-Autos setzen, ansonsten drohen ihr Bussen in Millionenhöhe. Das Bundesamt für Energie bezeichnet die E-Mobilität als Schlüsseltechnologie, um die energie- und klimapolitischen Ziele der Schweiz zu erreichen.
«Es braucht nun den Ausbau von Ladeinfrastruktur in und um Mietshäuser.»
Fahrzeughersteller haben denn auch eine breitere Palette an E-Autos angekündigt, neue Modelle mit grösseren Reichweiten und Preisen im unteren und mittleren Preissegment – nicht zuletzt eine Reaktion auf die Vorbehalte, die unter Konsumenten gegenüber E-Autos herrschen.
Doch damit lassen sich noch nicht alle Bevölkerungsschichten erreichen. «Es braucht nun den Ausbau von Ladeinfrastruktur in und um Mietshäuser», sagte Thomas Bernauer vom ETH-Institut für Wissenschaft, Technologie und Politik (ISTP) am Dienstagnachmittag in Zürich. Bereits in diesem Jahr wollten sich 17 Prozent jener Leute, die einen Autokauf in Betracht zögen, ein E-Fahrzeug kaufen. Die meisten E-Autofahrer – gemäss einer Untersuchung sind es 86 Prozent – laden laut Bernauer meist zu Hause. Es sei deshalb wichtig, dass die Lademöglichkeiten stark ausgebaut würden, etwa in der blauen Zone in der Stadt Zürich oder bei grösseren Parkmöglichkeiten in Liegenschaften.
30 Autos gleichzeitig laden
Nebst Bernauer sprachen am Dienstag in Zürich weitere Experten zur Frage, was die steigende Nachfrage nach E-Autos für Besitzer, Investoren und Verwalter von Immobilien bedeutet. Eingeladen hatten die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK) und das ISTP.
Bei neuen Mehrfamilienhäusern sollen 20 Prozent der Parkplätze elektrifiziert sein.
Bauherren und Investoren fragen laut Fachleuten bereits heute vermehrt nach Ladestationen in Wohnhäusern. Der schweizerische Ingenieur- und Architektenverein will noch dieses Jahr ein Merkblatt publizieren, in dem er Zielwerte für die Erstellung von elektrifizierten Parkplätzen definiert. Bei neuen Mehrfamilienhäusern sollen es 20 Prozent sein oder mindestens zwei Ladeplätze.
Wichtig ist eine sorgfältige Planung, denn mit den Ladestationen kommt ein neuer grosser Energieverbraucher in die Wohnhäuser. «Niemand will einen Stromausfall im Gebäude, weil in der Tiefgarage drei Elektroautos gleichzeitig Strom laden», sagte SAK-Experte Patrick Speck.
Intelligente Systeme ermöglichen es, dass bis zu 30 Autos gleichzeitig geladen werden können und die Ladeenergie pro Parkplatz oder pro Nutzer ausgewiesen und einfach abgerechnet wird. Die SAK bieten solche Ladelösungen an, sie haben mehr als 115 öffentliche Ladestationen installiert, von Zürich bis Graubünden, darunter im Parkhaus Opera beim Bellevue in Zürich. Von steigenden E-Auto-Verkaufszahlen profitieren also auch Energieversorger. Sie können ein neues Geschäftsfeld erschliessen.
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