Auch für die Verletzungshexe zu stark
Beim 7:1 gegen Basel stellt YB einen Startrekord in der Super League auf. Die YB-Spieler beschwören danach das Kollektiv. Im Falle von Kevin Mbabu können die Berner Entwarnung geben.

Der Montag nach dem historischen 7:1-Sieg gegen den FC Basel bringe ihm ein Training mit den Ersatzspielern. So erzählte das YB-Coach Gerardo Seoane am Sonntagabend, als er bei der Medienkonferenz nach der Partie gebeten wird, die surreal anmutenden Geschehnisse einzuordnen. Seoane sagt auch: «Ich beschränke mich auf meine Arbeit. Am Mittwoch steht schon das nächste Spiel gegen St. Gallen an. Und es ist nun viel zu früh, Prognosen zum Saisonverlauf zu erstellen.»
Es ist eine typische Antwort Seoanes: Grosse Worte sind seine Sache nicht. Das zeigte sich schon bei seinen ersten Tagen in Bern, als er keine Chance ausliess, das Verdienst von Meistertrainer Adi Hütter zu loben. Seoane präsentierte sich als bescheidener Verwalter, der das Erbe Hütters behutsam weiterführen will. Kein Systemwechsel, keine markanten personellen Veränderungen: Just so hat er es geschafft, dass in diesen Tagen niemand mehr vom Österreicher spricht.
Der Sieg für die Rekordbücher
7 Siege, 21 Punkte, 26:5-Tore und nun dieses 7:1 gegen den FCB, ausgerechnet nach dem 0:3 gegen Manchester United, das in Basel die Hoffnung schürte, dass die Young Boys womöglich doch verwundbar sind.
Es ist der beste Saisonstart seit der Einführung der Super League vor fünfzehn Jahren. Zwar war Basel 2003, 2015 und 2016 jeweils auch mit 7 Siegen in die Meisterschaft gestartet. Ein Torverhältnis von plus 21 erreichte der FCB jedoch nie. Auch die 26 erzielten Treffer sind Rekord.
Die Young Boys stossen gerade in neue Sphären vor. Sie tun es so, wie es ihnen ihr Trainer vorzuleben pflegt: fokussiert, zielstrebig, nie abschweifend, immer das Gesamte im Blick. Als der junge Mittelfeldspieler Michel Aebischer am Sonntagabend auf die historische Dimension des 7:1 angesprochen wird, meint er, dies sei nebensächlich. «Wichtiger ist, dass die Tore sieben verschiedene Spieler erzielt haben. Das heisst nämlich, dass wir als Team funktionieren.»
Die sieben YB-Torschützen sind noch so eine Aussergewöhnlichkeit des 7:1, ein Rekord sind sie hingegen nicht. Beim höchsten YB-Erfolg in der Super League vor zweieinhalb Jahren gegen Lugano erzielte beim 7:0 im Stade de Suisse auch kein Akteur mehr als ein Tor. «Wir verstehen uns neben dem Platz gut, das wirkt sich auf unsere Leistung aus. Bei uns legt jeder gerne für den anderen auf», sagt Aebischer. Zuvor gelang ihm das 5:1 nach herrlichem doppelten Doppelpass mit Leonardo Bertone.
Der Einfluss der Leader
Wenn man Aebischer sprechen hört, hört man auch Steve von Bergen, Guillaume Hoarau und Marco Wölfli, diese grossen Persönlichkeiten, bei denen das Wohl des Teams stets im Vordergrund steht.
Als Mohamed Ali Camara letzten Mittwoch im Scheinwerferlicht der Champions League gegen Manchester United zwar vielversprechende Ansätze zeigte, aber auch bei mehr als einem Gegentor im Fokus stand, sind es von Bergen und Hoarau, die ihm danach gut zureden. Er probiere, Camara zu helfen, sei es bei taktischen Angelegenheiten auf dem Platz, sei es daneben, sagt von Bergen.
«Nachdem er gegen Manchester einem Tor mehrmals nahe gekommen war, sagten wir ihm: ‹Gegen Basel musst du treffen›», erzählt von Bergen und schiebt nach: «Ich hoffe, das funktioniert nun immer so gut.»
Der Captain, der ein knorriger Gesprächspartner sein kann, hat in diesem Moment ein Grinsen auf den Lippen. Die Sekunden nach Camaras 3:0, als der 21-jährige Guineer zur Bank lief und Assistenztrainer Matteo Vanetta in die Arme fiel, die Freude in den Gesichtern der Mitspieler, es ist auch ein Bild, das sich beim 7:1 eingeprägt hat.
Mbabu bald wieder dabei
Wie Kevin Mbabu unter stehenden Ovationen nach einer halben Stunde den Platz verletzt verlassen muss, ist ein anderes Bild. Nach der Partie humpelt der rechte Verteidiger durch die Mixed Zone, meint, es gehe schon besser. Er glaube nicht, dass die Blessur schwerwiegend sei. Diesen Eindruck bestätigen genauere Untersuchungen am Montag. Mbabu hat eine Verstauchung des Sprunggelenks erlitten. Er fällt für das Spiel gegen St. Gallen am Mittwoch sicher aus. YB meldet, dass es Hoffnung gebe, dass Mbabu danach bald wieder mittun könne.
Mit den Partien gegen St. Gallen sowie am Samstag in Thun beschliessen die Young Boys das erste Saisonviertel. Es wird kein Zufall sein, dass gerade jene Teams die einzigen sind, die nebst YB kein negatives Torverhältnis aufweisen.
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