Aua, wir winken durch
Nach langer Debatte folgte der Berner Stadtrat brav der Regierung und hiess die Erhöhung der Kulturförderung auf 32 Millionen Franken pro Jahr gut. Auch die Aufstockung ans Theaterfestival Auawirleben.

«Ich sehe nicht, wie ohne Wettbewerb kulturelle Vielfalt entstehen kann», sagte Dannie Jost (FDP), Sprecherin der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK). Jost sah am Donnerstag im Stadtrat nicht ein, warum zusätzliches Geld fast automatisch an bestehende Player fliesse. Zur Diskussion standen 22 Leistungsverträge mit Kulturinstitutionen sowie die Direktförderung für Künstlerinnen und Künstler.
Dieses Gesamtpaket will der Gemeinderat ab 2020 um 2,3 Millionen auf 32 Millionen Franken pro Jahr erhöhen. Es enthält die gesamte Palette, von den 18,6 Millionen Franken für Konzert Theater Bern bis zu ein paar Hundert Franken für den Clubauftritt einer Rockband. Die grössten Posten – für Konzert Theater Bern, die Dampfzentrale, die Kornhausbibliotheken und das Historische Museum – müssen noch vom Stimmvolk genehmigt werden.
Wäre weniger mehr?
Milena Daphinoff (CVP) warf angesichts der kulturpolitischen Offensive die ketzerische Frage auf, ob in der städtischen Kulturförderung mehr Tiefe und weniger Breite angesagt wäre. Dass, wie sie sagte, 50 Prozent der Gesuche, die Kulturschaffenden an die Stadt richten, bewilligt werden, hält sie für so viel, dass man eine kulturelle Überproduktion befürchten müsse.
Verbal bestritten war die Aufstockung des Kredits für das Theaterfestival Auawirleben von heute 330'000 auf 600'000 Franken pro Jahr. Marianne Schild (GLP), auch Präsidentin der SBK, stellte die Wachstumsstrategie infrage. Das Festival habe heute eine für Bern «sehr gute Grösse».
Hans Ulrich Gränicher (SVP) kritisierte, dass die zusätzlichen Mittel für Auawirleben in Marketing und Kommunikation flössen, was nahelege, dass sich die Macher anstrengen müssten, um Publikum zu gewinnen: «Da steckt die Stadt Geld in etwas, das die Leute gar nicht unbedingt wollen.»
Umstrittener Topf
Eng verbunden mit der Kritik an der Aufstockung für Auawirleben war im Parlament die unsichere Zukunft alteingesessener Altstadtkellerbühnen wie das Puppentheater oder das Narrenpacktheater.
Kultur Stadt Bern hat dafür einen mit 100'000 Franken dotierten neuen Topf für Altstadtkultur erfunden, über dessen Verwendung Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) entscheidet. Ursina Anderegg (Grünes Bündnis) stiess sich an den unklaren Kriterien der Geldverteilung und forderte Besserung in den nächsten Jahren.
Tom Berger (FDP) ärgerte sich darüber, dass die Grosse Halle der Reitschule von der Stadt neu 20'000 Franken mehr erhält als bisher, als Folge der Besetzung durch eine Gruppe «Wohlstandsverwahrloster», die mit Erfolg jeglichen Kommerz vertrieben. Es dürfe nicht sein, dass die Stadt eine Besetzung prämiere.
Stadtpräsident Alec von Graffenried hatte in seiner Replik leichtes Spiel, weil für die Mehrheit die kulturpolitische Spendierlaune unbestritten war. Er versprach, mit den Kellertheatern Kontakt nach der bestmöglichen Unterstützungsmöglichkeit zu suchen. Sämtliche Kürzungsanträge wurden haushoch abgelehnt.
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