Auch auf der Fahrt zum Waffenplatz, wo das 600-plätzige und temporäre Zentrum um 9 Uhr den Betrieb aufgenommen hat, ist noch keine Flüchtlingsgruppe zu entdecken.
Der Zugang von der General-Wille-Strasse her auf die Panzerpiste und bis zum Zentrum in den beiden Panzerhallen ist mit Zäunen abgesteckt und begrenzt. Auch hier ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Beim Empfang stehen Securitas-Leute, freundlich lächelnd und der Dinge harrend.
In der Wachloge, in der die Zugangskontrolle erfolgt, sind Blätter angeklebt, die in Bildern sprachunabhängig über die Öffnungszeiten und verbotene Gegenstände informieren.
Dann, um 12.45 Uhr, marschieren vier Dunkelhäutige auf dem Gehsteig der Allmendstrasse, die sich mit Passanten unterhalten. Diese drehen sich in Richtung Waffenplatz und zeigen mit dem Arm in dessen Richtung. Die Flüchtlinge sind nur noch wenige Hundert Meter davon entfernt. Sie gehören zu den Ersten, die sich im Zentrum einrichten werden.
In unregelmässigen Abständen schreiten nun weitere Asylsuchende über die Panzerpiste und ins Zentrum, in der Regel in Gruppen von zwei bis zehn Männern. Nichts Aussergewöhnliches geschieht, und keine Hektik entsteht.
Langsam regt sich Leben auf dem Areal. Die Flüchtlinge treten aus den Hallen und setzen sich auf eine Sitzbank, andere vertreten sich die Beine im Gespräch.
Um 13.30 Uhr werden Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) und Sicherheitsvorsteher Peter Siegenthaler (SP) zusammen mit einem Team der Asylkoordination und der Verwaltung empfangen.
Den Medien wird wie angekündigt kein Zutritt gewährt. Nach einer über zweistündigen Führung kehrt Siegenthaler ins Freie zurück. «Ich bin beeindruckt, wie in den wenigen Tagen seit dem Infoanlass von letzter Woche eine vollständige Infrastruktur für ein Bundesasylzentrum installiert worden ist.» Die Räumlichkeiten seien klar voneinander abgetrennt und aus leeren Panzerhallen menschenwürdige Zuhause geschaffen worden.
«Bis Ende Jahr werden rund 150 Flüchtlinge eingewiesen, danach sukzessive mehr – bis maximal 600», weiss der Gemeinderat. «Bis dahin werden wir besser wissen, welche Angebote durch die Stadt geleistet werden können.»
Derweil hat sich ausserhalb des Zentrums die Gruppe eingerichtet, die sich Thun4Refugees nennt. Es ist nach 16 Uhr. Bereits kündet der beginnende Sonnenuntergang die Dunkelheit an, der Wintertag meldet sich mit einer kühlen Bise zurück.
Eine der Initiantinnen, Christine Claré, und rund zwanzig Gleichgesinnte warten darauf, an die Flüchtlinge Tee und Kuchen abzugeben. Um 17 Uhr wird der Empfang zum Zentrum geschlossen. «Bis jetzt haben uns zwei Asylsuchende aufgesucht», sagt sie. «Doch am Sonntag werden wir ab 14 Uhr wiederum Tee und Kuchen abgeben.»