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Zwei Frauen geben den Ton an
Das dreitägige Be-Jazz Winterfestival zeigt von Donnerstag bis Samstag eine lebendige und vielseitige Schweizer Jazzszene. Mittendrin: zwei junge Musikerinnen, die mit ihren Bands eigene Wege gehen.
Die beiden Spitzeninstrumentalisten Ron Carter (Bass) und Richard Galliano (Akkordeon) führten die Zuhörer im Kulturcasino auf eine Reise durch Stile und Kulturen bis zu Bachs Cellosuiten.
Virtuoses Duo: Ron Carter (links) und Richard Galliano in vollem Einsatz.
(Bild: Beat Mathys)
Ron Carter ist – man kann es nicht anders sagen – eine lebende Legende. Der Bassist, 1937 in Michigan geboren, hat die goldene Ära des Jazz in den 60er Jahren mitgeprägt: unter anderem als Bassist im zweiten Miles Davis Quintett. Doch das Duo-Konzert mit dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano vom Mittwoch im Kulturcasino Bern war nicht bloss ein nostalgischer Legendenabend – auch wenn im enthusiastischen Schlussapplaus eine grosse Portion Ehrfurcht vor zwei der ganz grossen Namen des Jazz mitschwang.
Musikalisch bewegte sich der Abend im Rahmen des Erwartbaren – aber auf allerhöchstem Niveau. Was die beiden an musikalischen Überraschungen boten, war verpackt in viel Charme und Witz, damit es auch jenen bekam, die sonst wenig mit Jazz anzufangen wissen.
Ron Carter lenkte
Während Richard Galliano als Virtuose brillierte, war Ron Carter derjenige, der das Geschehen vom Bass aus in immer neue Bahnen zu lenken verstand und musikalische Genres miteinander verband. Eindrücklichstes Beispiel: In seinem langen Solo in der Konzertmitte führte er die Zuhörer plötzlich in Bachs Cellosuiten.
Jazz & Jazz
Ron Carters Entscheid, sein Spiel nicht mit Virtuosität zu forcieren, stellte sich rasch als notwendig heraus in diesem für Jazz-Besetzungen schwierigen akustischen Saal: Der lange Nachhall im gut besetzten, aber längst nicht ausverkauften Kulturcasino beeinträchtigte die Transparenz des Bassspiels merklich.
Das reizvolle an diesem amerikanisch-französischen Gipfeltreffen war die Konfrontation zweier unterschiedlicher Jazztradition: die im Blues wurzelnde us-amerikanische Idee des Jazz und der europäische Jazzentwurf, der sich an Volks- und Kammermusik orientierte. Carter und Galliano brachten zwei Jazzphilosophien miteinander ins Gespräch, ohne dass es fix verteilte Rollen gab.
Das Hauptkonzert wurde eingeleitet von einem kürzeren Set des Duos Fabian Gisler/Alex Hendriksen. Die Idee ist gut: In einem Doppelkonzert mit weltbekannten Musikern können sich Schweizer Bands einem breiteren Publikum vorstellen. Nur stellt sich in diesem besonderen Fall die Frage: Ist das bei Fabian Gisler (unter anderem Bassist bei RUSCONI) und Alex Hendriksen – einer der profiliertesten Saxofonisten der Schweiz – überhaupt noch nötig?
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