Armee schliesst Brigadier Broccolis Zuhause
Die Sparmassnahmen der Armee bringen die Berner Gemeinde Lyss um ihren Truppenplatz. Die Kaserne hat eine 100-jährige Tradition – und wurde als Heimat einer der drei offiziellen Militärkatzen bekannt.

Mit der Schliessung des Waffenplatzes geht in Lyss eine über 100-jährige Tradition zu Ende. «Militär und Lyss, das gehört einfach zusammen», sagt Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP). Er bedauert den Entscheid des Bundesrats, sieht darin aber auch eine Chance. Der Waffenplatz werde nach seinen Informationen ja erst 2020 oder 2021 aufgegeben, sagte Hegg.
Damit bleibe genügend Zeit, um eine gute Lösung für die künftige Entwicklung des Gebiets in zentraler Lage zu finden. Hegg kann sich eine Nutzung beispielsweise für KMU-Betriebe oder fürs Wohnen vorstellen. In Lyss herrsche zurzeit ein Bauboom; dass man im Fall des Waffenplatzes nun etwas Zeit für das weitere Vorgehen habe, sei erfreulich.
Uniformen gehören dazu
Uniformen gehören seit langem zum Bild der 14'000 Einwohner zählenden Gemeinde im Berner Seeland. Schon 1914 wurde das Zeughaus eingeweiht. Die Kaserne wurde im Zweiten Weltkrieg erbaut; 1946 zogen die erste Rekruten ein. Das Zeughaus wird schon seit einigen Jahren nicht mehr von der Armee genutzt.
Dass die Kaserne bald ebenfalls leer stehen wird, ist laut Hegg auch eine schlechte Nachricht für die Zulieferer aus der Region. Denn die Militärköche bezogen auch regionales Fleisch und Gemüse für ihre jährlich etwa 200'000 Mahlzeiten. Handwerker kamen zu Reparaturaufträgen, die Restaurants bewirteten hungrige und durstige Soldaten.
Nicht völlig überraschend
Überraschend komme der Schliessungsentscheid des Bundes allerdings nicht, räumte Hegg ein. Lyss habe seit längerem zu den gefährdeten Waffenplätzen gehört. In die nationalen Schlagzeilen brachte es der Waffenplatz zuletzt mit Brigadier Broccoli, dem Militärbüsi. Die Katze war den Soldaten des Truppenplatzes 2005 zugelaufen und ist seither dort zu Hause. Broccoli ist eine von nur drei offiziell registrierten Katzen der Schweizer Armee.
Erbaut wurde die Kaserne Lyss übrigens von Privaten. Denn die Stimmberechtigten hatten 1943 den Bau einer gemeindeeigenen Kaserne abgelehnt. Darauf baute eine Korporation die Anlage mit dem Geld von militärfreundlichen Bürgern. Erst um 1970 kaufte das Militärdepartement die Kaserne. Das damalige EMD baute sie zu einem modernen Ausbildungszentrum für Reparaturtruppen aus.
Mit Spannung erwartet
Die Präsentation des Stationierungskonzepts war auch im Kanton Bern mit grosser Spannung erwartet worden. Der bernische Militärdirektor Hans-Jürg Käser war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar, weil im Grossen Rat am Dienstag die Geschäfte seiner Direktion beraten wurden.
Im Kanton Bern liegen der Waffenplatz Thun – der grösste der Schweiz – sowie die Waffenplätze Lyss, Wangen an der Aare-Wiedlisbach und Jassbach. In Sumiswald ist ein Rekrutierungszentrum beheimatet, in Meiringen der jüngst ausgebaute Armeeflugplatz.
SDA/tag
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