Archäologen schütten in Meilen eine Pfahlbausiedlung zu
Die Grabung in der Rohrenhaab wird mit Kies bedeckt, um sie vor Erosion zu schützen.
Von Petra Schanz Meilen &endash Rund um die Rohrenhaab in Obermeilen schaukeln derzeit eine Menge Boote. In Zusammenarbeit mit einem Unternehmen für Wasserbau deckt ein Team der Fachstelle für Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich die oberste Schicht einer Pfahlbausiedlung mit Kies zu, um sie vor Erosion zu schützen. Die Siedlung in Obermeilen ist der weltweit allererste Pfahlbaufundort, der entdeckt und wissenschaftlich registriert wurde. Das war bereits im Winter 1853/54. Es handelt sich um eine grössere Fundstelle, die sich unter der Seestrasse hindurch bis an Land zieht. «Weil die obere Schicht freiliegt, besteht die Gefahr, dass die reichen und teils ausserordentlich interessanten Fundschichten zerstört werden», erklärt Projektleiter Adrian Huber von der Kantonsarchäologie die Aktion in der Haab. Methoden verbessern sich Dass die Siedlung nicht ausgegraben wird, hat seinen Sinn. «Es ist unsere Grundhaltung, dass wir Fundstellen in erster Linie schützen», sagt Huber. Nur wenn in einer archäologischen Zone ein Bau geplant ist oder wenn eine Fundstelle in Gefahr ist, kommt es unter Umständen zu Grabungen. Und auch dann wird nur so viel archäologische Substanz ausgehoben, wie nötig. «Eine Fundstelle, die Quelle aller vorhandenen archäologischen Informationen ist, lassen wir wenn irgendwie möglich in Ruhe.» Eine sofortige Ausgrabung wäre sehr kostspielig. Hoch sind auch die Folgekosten, wenn es um den Erhalt von Funden aus organischen Substanzen geht. Es gibt noch einen Grund, sich nicht zu beeilen: «Die Methoden zur Ausgrabung verbessern sich immer weiter», sagt Huber. Die Dendrochronologie beispielsweise, eine Methode zur jahrgenauen Datierung von Hölzern, ist Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt worden, kam aber erst in den 1970er-Jahren richtig zum Tragen. «Weil man diese Methode 1853/54 noch nicht kannte, wurden die Bauhölzer als wertlos betrachtet und einfach weggeworfen. Aus heutiger Sicht ein grosser Verlust», sagt Huber. Eine der Hauptaufgaben der Kantonsarchäologie ist es, eine Art Archiv zu führen, in dem festgehalten wird, wo sich welche Art von Fundstelle befindet. Ist ein Bau in einer archäologischen Zone geplant, gehen die Pläne über den Tisch von Adrian Huber und seinen Arbeitskollegen. Erosion durch Wellen Die Pfahlbausiedlung wurde 1853/54 entdeckt, als man dort Seesedimente abbaute, um damit anderswo per Aufschüttung Land zu gewinnen. Teile der Siedlung sind also schon lange nicht mehr intakt. Ein Teil wurde als Baumaterial verwendet. Für die Archäologie verlieren solche umgelagerten Gegenstände einen Grossteil ihres kulturhistorischen Wertes, weil dessen Fülle nur aus dem ursprünglichen Fundzusammenhang zu erschliessen ist. Gerade weil der Fundort im Laufe der Jahre Schaden genommen hat, sei es nun an der Zeit, den Rest zu schützen, sagt Huber. Er geht davon aus, dass die intensive Schifffahrt auf dem Zürichsee sowie starke Stürme und der damit verbundene Wellenschlag die Erosion begünstigen. «Früher spielte auch der noch nicht regulierte Pegelstand des Sees eine grosse Rolle.» Das Archäologenteam streut in Obermeilen Steine über den weltweit ersten registrierten Pfahlbaufundort. Foto: Sabine Rock
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