Arbeiten für ein Trinkgeld
Grosszügigkeit ist Pflicht: Weil Kellner, Coiffeure und Taxifahrer in den USA zu wenig zum Leben verdienen, subventioniert der Kunde sie mit Trinkgeldern. Das System stösst vermehrt auf Widerstand.

Auf Fahrten durchs Landesinnere unbedingt genügend Dollarscheine dabeihaben, Einer und Fünfer, am besten lose im Hosensack, denn: Extras werden ständig fällig. Das ist keine Reiseanweisung für Kuba oder das indonesische Hochland, sondern für die USA. Taxifahrer, Toilettenwärter, Pizzakuriere, die Putzkolonne im Hotel und natürlich Kellner und Barkeeper von Arizona bis Minnesota: Sie alle müssen Trinkgeld haben. Und zwar ein stattliches, kein Kleingeld. 15 bis 20 Prozent sind Standard in den USA, auf eine Restaurantrechnung von 60 Dollar kommen also gut noch einmal 10 Dollar drauf. Wer knausert, muss mit Schelte rechnen: Zahlreich sind die Geschichten von verdatterten Europäern, die von der Bedienung zusammengestaucht wurden, weil sie nur 4 Dollar auf dem Tisch lassen wollten und sich dabei noch spendabel vorkamen. In Amerika herrscht Prasszwang – auch der sparsamste Mensch muss mit Dollars um sich werfen, als hätte er zu viel davon.