Angst vor der Myspace-Falle
Facebook hat den Kurznachrichtendienst Whatsapp gekauft. Was nützt der Deal dem sozialen Netzwerk und was den Nutzern?
Die grösste Angst von Facebook ist es, wie Myspace in der Versenkung zu verschwinden. Die grösste Gefahr für Facebook ist es, zum weltweit grössten Anschlagbrett und zum grössten Adressbuch zu werden. Gross zwar, aber auch langweilig.
Das soziale Netzwerk lebt davon, dass seine Nutzer aktiv sind und Zeit darin verbringen. Doch gerade bei den zentralen Punkten Fotos und Kurznachrichten haben sich in den letzten Jahren viele Nutzer vom blauen Riesen verabschiedet und sich spezialisierten Diensten zugewendet.
Bei den Fotos konnte die Smartphone-App Instagram als elegantere und schönere Alternative immer mehr Nutzer für sich gewinnen. Das konnte und wollte Facebook nicht zulassen und kaufte den Dienst im April 2012 für eine geschätzte Milliarde Dollar.
Bei den Kurznachrichten ist nun dasselbe passiert. Nachdem es mit dem aufstrebenden Snapchat (3 Milliarden für Snapchat) angeblich nicht geklappt hatte, hat Facebook jetzt Whatsapp für 19 Milliarden gekauft.
Was Facebook eigentlich möchte
Der Kurznachrichtendienst mit dem grünen Logo bietet genau das, was Facebook eigentlich anbieten möchte: einfaches Kommunizieren mit Freunden. Keine komplizierten Privacy Settings. Keine Likes und Pokes von längst vergessenen Bekannten. Keine Werbung. Whatsapp-Nutzer bestimmen selbst, was sie mit wem teilen wollen. Und dafür bezahlen sie auch einen Franken pro Jahr – wenigstens offiziell. Denn der Autor kann sich nicht erinnern, je etwas dafür bezahlt zu haben. Am 27. Februar 2015 läuft sein Abo angeblich aus.
Was ändert die Übernahme nun für uns, die Nutzer? Wenn man das Beispiel Instagram hinzuzieht: nicht viel. Nach einer anfänglichen Protestwelle sind die meisten wieder zurück auf Instagram, und den Dienst und die App gibt es weiterhin.
Laut offiziellen Angaben soll sich auch bei Whatsapp nichts ändern. Die Versuchung für Facebook dürfte aber gross sein, Whatsapp in irgendeiner Form mit dem eigenen Messenger zu verbinden. Das könnte sogar durchaus im Sinn der Nutzer sein (Zu viele Dienste wollen das SMS beerben).
Und wenn nicht, hat das Beispiel Whatsapp gezeigt: Wenn die grossen Firmen unaufmerksam sind und zu sehr an ihren Geschäftsmodellen festhalten, kann jederzeit ein kleines Unternehmen den Markt auf den Kopf stellen.
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