Angriffige Worte unter strahlender Sonne
Mit Corrado Pardini, Regula Rytz und Hans Stöckli traten prominente Redner an der 1.-Mai-Feier auf.

«Das 1.-Mai-Komitee steckt derzeit in einer Reorganisationsphase. Daher findet die Feier in Thun im kleineren Rahmen ohne Umzug statt», erklärte SP-Stadtrat Franz Schori gestern einleitend auf dem Thuner Rathausplatz. Dafür habe das Komitee die Zusammenarbeit mit dem Hotel Freienhof intensiviert, für dessen Übernahme die Gewerkschaften 1947 eine Genossenschaft gegründet hatten und das nun am Verpflegungsstand Risotto ausgab ? gratis für alle, die zuvor für zwei Franken ein 1.-Mai-Abzeichen gekauft hatten. Dieses Angebot, ergänzt durch Thun-Bier und Würste, lockte zusammen mit der strahlenden Sonne ein ansehnliches Publikum an.
Als erster der drei prominenten Redner ergriff SP-Nationalrat, Gewerkschafter und Verwaltungsratspräsident der Freienhof-AG, Corrado Pardini, das Wort. Er sprach von der Ausbeutung als «Frucht eines maroden Wirtschaftssystems», das sich am WEF in Davos zeige. «Diese Leute verdienen dickes Geld damit, dass sie die Katastrophe anrichten», sagte Pardini und geisselte den neoliberalen Kapitalismus. Gemeinsam mit den Grünen müsse diesem ein Riegel geschoben werden, meinte der Gewerkschafter. Weiter betonte Pardini: «Es ist nicht der Nachbar, der euch die Arbeit wegnimmt, oder der Bulgare, der für fünf Franken in der Stunde arbeitet. Es ist vielmehr der Arbeitgeber, den wir anprangern müssen.» Der SP-Nationalrat zeigte Verständnis für die Anliegen der «gilets jaunes» und nannte Frankreichs Präsidenten Macron einen «Sozial-Sadisten». Pardini schloss mit dem Aufruf, bei den Nationalratswahlen im Herbst «die absolute Mehrheit der Sozialabbauer zu kippen».
Die grüne Nationalrätin Regula Rytz wies in erster Linie auf den zweiten Frauenstreiktag am 14. Juni hin, der ein «unglaublich wichtiges Ereignis» sei. Zur aktuellen Klimadebatte hob sie hervor: «Die jungen Menschen fordern nichts weniger als das Recht auf eine Zukunft.» Es brauche daher einen Green New Deal mit Investitionen in erneuerbare Energien sowie neue Mobilitäts- und Gebäudetechnologie. Statt weiter Billigware aller Art und teure Handys aus «Elendsfabriken des Südens» zu kaufen, «müssen wir endlich die Kreislaufwirtschaft leben», betonte Rytz, die Bundesrat Ueli Maurers «Kotau in China» kritisierte.

Während die grüne Politikerin, die in Hünibach aufgewachsen ist und einst in Blumenstein ihre erste Stelle als Lehrerin antrat, den Steuer-AHV-Deal ablehnt, plädierte SP-Ständerat Hans Stöckli als dritter Redner klar dafür – mit Verweis auf eine Klausel, gemäss der Gemeinden profitieren würden. Die neue grüne Thuner Gemeinderätin Andrea de Meuron sprach sich in ihrer Grussbotschaft als städtische Personalvorsteherin zudem für zeitgemässe Arbeitsbedingungen in der Verwaltung aus.

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