Angriff auf israelische Botschaft: Netanyahu fordert Konsequenzen
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind aufgebrachte Demonstranten gewaltsam in die israelische Botschaft eingedrungen. Der Botschafter musste fluchtartig das Land verlassen. Jerusalem ist alarmiert.
Ein Angriff tausender Ägypter auf die israelische Botschaft in Kairo hat die in letzter Zeit ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter belastet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat nach der Besetzung von Teilen der israelischen Botschaft in Kairo durch Demonstranten Konsequenzen von Ägypten gefordert. Mit der Besetzung der Botschaft sei die «Substanz des Friedens mit Israel» verletzt worden.
«Ägypten darf die schwere Verletzung der Substanz des Friedens mit Israel und einen so eklatanten Verstoss gegen internationale Normen nicht ignorieren», sagte Netanyahu am Samstag nach Angaben eines Regierungsvertreters. Das sei eine «schwere Verletzung» diplomatischer Normen und ein «Schlag für die friedlichen Beziehungen» zwischen den beiden Ländern, erklärte heute ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter.
Ministerpräsident Netanyahu habe sich aber bei den ägyptischen Behörden für deren Hilfe bei der Rettung von sechs israelischen Mitarbeitern bedankt, die während des Angriffs in der Botschaft gefangen waren. Der Zwischenfall selbst stelle aber eine «ernsthafte Verletzung der Friedensstruktur mit Israel» dar, erklärte Netanyahu.
Botschafter verlässt fluchtartig das Land
Nach der gewaltsamen Erstürmung der Botschaft hatten ägyptische Sondereinheiten sechs dort verbliebene Mitarbeiter aus dem Gebäude gerettet. Es habe ernsthaft Sorge um deren Leben bestanden, sagte ein israelischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben des israelischen Rundfunks handelte es sich bei den sechs Männern um Sicherheitsbeamte der Botschaft.
Das Büro von Regierungschef Benjamin Netanyahu teilte mit, sie seien inzwischen in Israel eingetroffen. Ihnen gehe es gut. Angesichts der gewaltsamen Proteste vor der israelischen Botschaft in Kairo waren bereits zuvor 80 Israelis in ihre Heimat zurückgekehrt, darunter auch Botschafter Yizhak Levanon. Dessen Stellvertreter solle aber noch in der ägyptischen Hauptstadt verbleiben, um Kontakt zur Regierung in Kairo zu halten.
Die ägyptische Polizei wurde nach den Ausschreitungen in der Nacht auf heute in Alarmbereitschaft versetzt. Alle Polizisten müssten wieder zum Dienst erscheinen, Urlaub sei gestrichen worden, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen.
Angespannte Beziehungen
Bei den anschliessenden Zusammenstössen mit der Polizei sind laut Regierungsangaben mindestens 3 Menschen getötet. Mehr als 1000 seien verletzt worden, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Hamid Abasa. Begonnen hatte es mit einer Demonstration tausender Ägypter vor der Botschaft. Sie protestierten unter anderem gegen den Friedensvertrag ihres Landes von 1979 mit Israel, an dem auch der im Februar gestürzte Staatspräsident Hosni Mubarak festgehalten hatte. Nachdem er zum Rücktritt gezwungen worden war, wurden in Ägypten immer wieder Forderungen laut, den Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen.
Zuletzt löste im vergangenen Monat der Tod von fünf ägyptischen Polizisten einen Aufschrei der Empörung aus. Bei der Verfolgung militanter Islamisten hatten israelische Sicherheitskräfte im Grenzgebiet versehentlich die fünf ägyptischen Beamten getötet.
Demonstranten dringen in Botschaft ein
Nach stundenlangen Protesten vor dem Gebäude riss eine aufgebrachte Menge schliesslich eine Schutzmauer vor dem Gebäude teilweise ein, attackierte die diplomatische Vertretung und holte die israelische Fahne auf dem Dach des Hochhauses ein. Rund 30 Demonstranten drangen in die Botschaft ein und warfen Dokumente aus den Fenstern. «Sie haben Aufzeichnungen über uns, sie sammeln Informationen über uns, deshalb ist es nur gerecht, wenn wir diese Informationen teilen», sagte Mustafa Sajid, der nach eigenen Angaben an der Erstürmung der Botschaft beteiligt war.
Die Gruppe sei durch ein Fenster im dritten Stock in das Gebäude gelangt und habe dann die Türen der Botschaft in höher gelegenen Etagen aufgebrochen. Auf ihrem Weg hätten sie drei Israelis getroffen und einen davon geschlagen, sagte der 28-Jährige. Nach israelischen Angaben aber scheiterten die Demonstranten an einer weiteren Sicherheitstür, die in die Botschaft selbst führt. Ägyptische Militärpolizisten eskortierten die Botschaftsmitarbeiter schliesslich aus dem Gebäude. Wie in Jerusalem verlautete, verliessen alle Mitarbeiter bis auf den stellvertretenden Botschafter Ägypten.
Polizei greift erst spät ein
Die ägyptische Polizei griff erst Stunden nach Beginn der Proteste ein. Polizisten und Soldaten feuerten dann Tränengas in die Menge vor dem Botschaftsgebäude. Die Demonstranten schleuderten Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte und steckten mehrere Polizeifahrzeuge in Brand. Bei den Zusammenstössen sei eine Person an einem Herzinfarkt gestorben, berichtete der staatliche Rundfunk.
AFP/jak
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