Angekommen, aber mit Verspätung
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Stromabnehmer rauf, Hauptschalter ein, Türen zu – und dann gehts los. Ich drücke den Haupthebel langsam nach vorne, ein leises Summen ertönt und mit leichter Verzögerung beschleunigt der RBS-Zug langsam. Wir steuern auf die Rechtskurve nach dem Bahnhof Solothurn zu. Meine erste Fahrt als Lokführerin – im neuen, orangen Triebwagen NExT – soll von Solothurn nach Grafenried führen. Das Fahrgefühl ist verblüffend echt. Echt ist jedoch nur der Zug, der derzeit vor der Rythalle steht und während den Heso-Öffnungszeiten besucht werden kann. Die Frontscheiben sind dunkel abgedeckt, vor mir ist ein grosser Bildschirm des Fahrsimulators montiert. Dieser simuliert den Blick aus dem Führerstand auf der Strecke Solothurn-Bern oder umgekehrt. «Die Bilder sind direkt mit den Instrumenten des Triebwagens gekoppelt», erklärt Erich Siegenthaler, Ausbildner Lok-Personal beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS). Der Vorteil: Die Lokführer lernen an den Originalinstrumenten. Nach der Rechtskurve überqueren wir die Hauptstrasse, das akustische Schrankensignal wird lauter, dann wieder leiser. Von den im Bahnhofbereich erlaubten 40 Stundenkilometern darf ich nun auf 70 Stundenkilometer beschleunigen. Der Simulator ist gnadenlos, rechnet Steigungen und Senkungen mit ein. Während ich fahre, erklärt mir Erich Siegenthaler die Bedeutung der Signale und gibt mir hilfreiche Tipps. Plötzlich ertönt im Führerstand ein ohrenbetäubender Warnton. Die unerfahrene Lokführerin hat die Geschwindigkeitslimite überschritten, der Zug wird automatisch abgebremst und der Warnton erklingt. «Das war jetzt ein Sicherheitsnotstopp», erklärt Siegenthaler. Zwei bis drei Stundenkilometer über der Limite toleriere der Zug, fährt man schneller, wird der Notstopp ausgelöst. In der Realität müsste vor der Weiterfahrt die Zentrale informiert werden. Die Panne wird notiert, der Zug deblockiert und der Lokführer darf weiterfahren. Sicherheit wird beim RBS gross geschrieben. Neben dem Notstopp gibt es weitere sicherheitstechnische Vorkehrungen. «Ist ein Signal auf Stopp eingestellt, kann dieses nicht überfahren werden, der Zug bremst vorher ab», sagt Siegenthaler. Der Simulator, der von den Heso-Besuchern ausprobiert werden kann, kommt beim RBS neu in der Ausbildung zum Einsatz. Einerseits lernen erfahrene Lokführer die Bedienung des neuen Zugs NExT kennen. Andererseits werden ab nächstem Frühling alle angehenden Lokführer auf allen Triebwagen ausgebildet. «Sie können die Abläufe üben und sich auf verschiedene Situationen auf der Strecke einstellen», so Siegenthaler. Ein wichtiger Aspekt sei zudem das Üben von Störungen. «Seien es Fahrzeugstörungen, Signalstörungen oder solche an der Zugsicherung.» Würde Siegenthaler mit einem Schüler im Führerstand sitzen, würde er diesem einige knifflige Aufgaben einbauen oder eine Störung simulieren, um zu schauen, wie er reagiert. Die Signale kann Siegenthaler mit dem Simulationsprogramm «locsim», das von der HTI Biel entwickelt worden ist, beliebig ändern. Nach dem Notstopp bin ich vorsichtiger, fahre langsamer, bremse früher. Damit komme ich zwar in Grafenried ohne weitere Zwischenfälle an. Wegen dem Notstopp und den nicht ausgereizten Höchstgeschwindigkeiten habe ich bis Grafenried aber schon fünf Minuten Verspätung. Nadja Kaiser>
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