Am Töff kann Keller noch herumschrauben
UtzenstorfAls Motorradmechaniker gehört der 21-jährige Michael Keller zu den Besten seines Fachs. Nun, da die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, setzt er sich gerne auch wieder auf seine Maschine.
Michael Keller ist erkältet. Er habe es wohl mit dem Töfffahren ein bisschen übertrieben, sagt der junge Mann aus Utzenstorf verschmitzt. Anfang Monat, genau mit dem Beginn der frühsommerlichen Schönwetterperiode, hat die Saison für ihn definitiv begonnen, und seither ist er wieder regelmässig auf zwei Rädern unterwegs. Seis mit den Kollegen aus der Berufsschule, seis mit den Kumpeln vom Motoclub Zuzwil – und dann können rasch einmal 500 Kilometer pro Tag zusammenkommen. So ging es am ersten Aprilwochenende, an dem es trotz allem morgens noch recht frisch sein konnte, gleich in den französischen Jura und ins Elsass «Und seither», so der 21-Jährige weiter, «kränkle ich.» Hochbetrieb in der Werkstatt Eigentlich ist es wie immer, wenn die Temperaturen steigen und die Töfffahrer ihre Maschinen aus der Garage holen. Dann geht es in der Werkstatt von Moto Haller in Jegenstorf hoch zu und her. «Viele erinnern sich erst jetzt wieder daran, dass ihr Motorrad eine Macke hat oder vielleicht auch nur reif für einen Service wäre» – wenn Michael Keller so davon redet, wie jeweils im Frühling alles aufs Mal erledigt werden sollte, dann tut er dies aus Erfahrung. Erst im letzten Sommer hat er bei Haller seine vierjährige Lehre als Motorradmechaniker abgeschlossen, und seither arbeitet er, wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen, im Lehrbetrieb weiter. Nicht nur, weil er mittlerweile bereits für die Berufsmatur büffelt. Sondern auch, weil er Anfang Jahr in einem internationalen Wettbewerb sein Können unter Beweis gestellt – und am so genannten Europacup im tschechischen Brünn den guten zweiten Platz erreicht hat. Von alles in allem acht jungen Berufsleuten aus vier Ländern, die als Beste ihres Fachs zu dieser Endrunde zugelassen waren. Der 21-Jährige ist damals so etwas wie ein Vize-Europameister geworden, doch eigentlich, sagt er, wisse er gar nicht so recht, was er von diesem Titel halten solle. Zurzeit bedeute er ihm jedenfalls nicht sehr viel, auch der Arbeitsalltag bei Haller habe sich kaum verändert – «vielleicht», fügt er dann doch noch an, «wäre alles ein bisschen anders, wenn ich den ersten Platz erreicht hätte». Zumal die Experten nur sehr knapp zugunsten des nachmaligen Siegers aus Deutschland entschieden hätten. Einen Tag standen die Prüflinge unter Beobachtung, mussten in dieser Zeit an acht Posten Reparaturen ausführen, technische Probleme lösen und Messungen vornehmen. Die Zeit sei knapp bis zu knapp bemessen gewesen, erinnert sich Michael Keller, «zuweilen wurde ich nicht ganz fertig, doch ich wusste, dass die Qualität der Arbeit stärker gewichtet wurde». Und nochmals zum Kollegen aus Deutschland: Dieser sei wirklich gut gewesen. Anders als die Schweizer habe er sich ja auch in einer Art Meisterschaft für die Endrunde in Brünn qualifizieren müssen. «Bei uns dagegen war einzig die Abschlussnote ausschlaggebend» – mit seiner 5,7 hatte der junge Utzenstorfer letztes Jahr schon an der Gewerbeschule obenaus geschwungen. Lang gehegter Berufswunsch Was die Faszination Töff ausmache? «Sicher bereitet allem voran das Fahren Spass», antwortet Michael Keller und schwärmt nochmals von den Touren nach Frankreich (siehe Text unten). Dort, so sagt er, lasse es sich mindestens ebenso gut Töff fahren wie in der Schweiz. Anders als hierzulande stehe die Polizei aber nicht gleich an jeder Ecke und kontrolliere, ob man zu schnell oder mit einer zu lauten Maschine, «die dafür besser tönt», unterwegs sei. Zudem seien auch die Bussen um einiges tiefer. Doch das ist nicht alles. Michael Keller blickt zurück in seine Kindheit, erzählt von seinem Vater, auch er ein Mechaniker, mit dem er schon von klein auf «geschraubt hat». Vor diesem Hintergrund sei eigentlich immer klar gewesen, «dass ich Mechaniker werde». Für das Motorrad habe er sich schliesslich entschieden, «weil man da noch etwas machen kann». Während die Arbeit am Auto vor allem darin bestehe, zu kontrollieren und ganze Komponenten zu ersetzen, müsse man beim Töff hin und wieder zum Beispiel den Motor auseinandernehmen. «Beim Töff ist ein Austauschteil teuer, Reparaturen rentieren.» Trotzdem ist im Moment das Auto sein grosses Thema im Arbeitsalltag. Denn Moto Haller hat ihn für drei Tage pro Woche an eine Autowerkstatt in der Nachbarschaft ausgemietet, doch der junge Berufsmann nimmts gelassen. «Ich kann viel lernen, unter anderem auch, wie man mit sanfter Gewalt etwas erreichen kann.» Beim Töff dürfe man kaum in dieser Art Kraft anwenden. «Die einzelnen Teile würden geradezu zerbrechen.» Stephan Künzi>
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