Als noch Zucht und Ordnung herrschten…
Im Enzenbühl in Homberg wurde Schule wie vor 100 Jahren gehalten.

Für die Primarschülerinnen und -schüler der 3. bis 6. Klasse war gestern im Schulhaus Enzenbühl in Homberg ein ganz besonderer Schultag. Er begann bei winterlichen Verhältnissen frühmorgens auf dem Pausenplatz mit dem klassenweisen Einstehen in Zweierkolonnen. Die Schülerinnen und Schüler wurden mit Vornamen aufgerufen und mussten sich bei ihrer Klassenlehrkraft melden, die mit gestrenger Miene, einem Stock in der Hand und angezogen wie vor 100 Jahren vor ihnen stand. Denn in der Schule Enzenbühl war an diesem Vormittag Unterricht angesagt wie anno 1918.
Aufstehen zum Antworten
Nach dem Appell marschierten die Schüler paarweise – die Mädchen vorab – in die Klassenzimmer. Auf dem Stundenplan standen in der ersten Lektion Deutsch, Geografie und Rechnen. Geübt wurden in der Geografiestunde die Kantone der Schweiz mit ihren Wappen. Jeder und jede, die etwas gefragt wurde, musste zum Antworten aufstehen. Und wer sich zu Wort meldete, musste die Hand zuerst aufstrecken.
Schönschreiben war auf der Kreidetafel oder mit Tinte auf Papier angesagt. Wer dabei kleckste, wurde gescholten und musste zur Strafe in die Ecke stehen. Am Beispiel der Lebensphase berühmter Mathematiker des 18. und 19. Jahrhunderts wurde das Kopfrechnen geübt.
Impuls kam von Schülern
Die Idee für den Unterricht wie anno dazumal entstand, als sie im Französischunterricht einen Stock zu Hilfe genommen und ein Kind gesagt habe, dass dies wie früher in der Schule sei, erklärte Lehrerin Karin Ouchterlony gestern gegenüber dieser Zeitung. Die Vorbereitung dafür haben etwa vierzehn Tage gedauert. In dieser Zeit fand Lehrerkollegin Monika Aegerter eine alte Schulregel, die sie kopierte und an die Eltern verschickte, damit diese wussten, was ihre Kinder erwartete.
Reto Jakob, der seit dem Sommer die Schule linke Zulg leitet, strich hervor, dass von den Lehrpersonen viel Herzblut in den Spezialanlass investiert worden sei. Er selber übernahm die Rolle des Schulinspektors, der eine Schülerin zum Schreiben mit rechts zwingt, wie es früher in der Schule üblich war.
Sie habe das ständige Strammstehen im Frontalunterricht als «extrem anstrengend» empfunden, meinte Karin Ouchterlony, die sich auch erstaunt darüber zeigte, wie ernst die Schüler ihre Rolle nahmen und die strengen Schulregeln meist perfekt beherrschten. «Ordnung hat auch etwas Beruhigendes an sich», hielt die Lehrerin abschliessend fest.
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