Airbus A220 der Swiss wegen Ölleck ausgefallen
Nach einem Problem mit der Schubumkehr wurde ein Swiss-Flug in Madrid annulliert. Die Triebwerke stehen nach mehreren Pannen unter Beobachtung.

Am Sonntagabend musste die Swiss den Flug LX2027 von Madrid nach Zürich kurzfristig annullieren. Betroffen war ein Airbus A220, jenes Modell also, welches in den letzten Monaten wegen Triebwerkspannen mehrmals ausgefallen war und für kurze Zeit komplett aus dem Verkehr gezogen werden musste. Auch in diesem Fall war das Triebwerk vermeintlich die Ursache für den Ausfall der A220, wie ein Passagier mitteilt. Das Flugzeug sei bereits voll besetzt gewesen, als der Kapitän wegen eines Öllecks am Triebwerk die Passagiere wieder zum Aussteigen aufforderte, berichtet ein Leser.
Wegen möglicher Öllecks zwischen Bauteilen des Triebwerks wurden im Oktober sämtliche Airbus A220 der Swiss überprüft. Die 29 Maschinen flogen nicht mehr, Dutzende Flüge mussten annulliert werden.
Die Swiss bestätigt den Ausfall in Madrid auf Anfrage, mit dem Triebwerk selbst habe das Problem aber nicht zu tun gehabt. Es wurde ein Ölleck am Öffnungsmechanismus der Schubumkehr festgestellt, wie Meike Fuhlrott, Mediensprecherin der Fluggesellschaft sagt. «Am Gehäuse des Triebwerks hat es entsprechend Ölspuren gegeben, nicht jedoch am Triebwerk selbst, das hier nicht betroffen war.»
So funktioniert die Schubumkehr
Das Problem habe noch am selben Abend in Madrid behoben werden können, und das Flugzeug flog später ohne Passagiere nach Zürich zurück. Gemäss Flightradar24 startete die Maschine um 21:05 und kam um 23:01 in Zürich an.
Die Reisenden mussten zum grössten Teil in Madrid übernachten, wie ein Betroffener berichtet. Nur knapp zehn Passagiere konnten mit Lufthansa über Frankfurt noch am späten Sonntagabend nach Zürich weiterreisen. Die restlichen wurden offenbar auf Flüge am Montag umgebucht und kamen teilweise mit über 18 Stunden Verspätung in Zürich an. Geplant war die Ankunft von LX2027 am Sonntag um 17:35 Uhr, einige Passagiere waren aber erst am Montagmittag in Zürich zurück.
Triebwerkspanne noch nicht geklärt
Beim Airbus A220 steht derzeit noch nicht fest, was die Ursache der Triebwerksprobleme der letzten Monate ist. Zuletzt haben Hersteller Airbus Canada und die kanadische Flugsicherheitsbehörde Ende Oktober eine noch immer gültige Handlungsanweisung herausgegeben.
Die vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) veröffentlichte Anweisung hat erste Hinweise auf die Ursache der Probleme ergeben. Die Piloten dürfen derzeit auf einer Höhe über 29'000 Fuss (8800 Meter) höchstens 94 Prozent Schub geben. Die automatische Schubkontrolle muss ausgeschaltet werden.
Steigflüge in grosser Höhe bei vollem Schub könnten zu einem Ausfall des Triebwerks und einer Beschädigung des Flugzeugs führen, heisst es in der sogenannten Lufttüchtigkeitsanweisung. Auch das Einschalten der Enteisungsanlage in über 35'000 Fuss (10'700 Meter) Höhe kann zur Überhitzung des Triebwerks führen und den Feueralarm auslösen, was zu einem Abbruch des Flugs führt.
Die Swiss hatte bereits zwei Wochen zuvor eine Flughöhenbegrenzung eingeführt und fliegt nicht mehr höher als 29'000 Fuss. Aufgrund welcher Erkenntnisse die Fluggesellschaft die Massnahmen ergriffen hat, teilte sie nicht mit. Ein sicherer Flugbetrieb sei gewährleistet, sagte Swiss-Chef Thomas Klühr in einem Interview. Es wäre aber ein besseres Gefühl, wenn man die genaue Ursache schon wüsste.
Öllecks zwischen Bauteilen
Die Swiss musste schon im Dezember 2018 alle Motoren der A220 nach Kanada in die Reparatur senden und mit Ersatztriebwerken fliegen. Im August 2019 verlor dann eine Maschine auf dem Weg nach London über Frankreich Triebwerksteile und musste in Paris zwischenlanden. Auch andere Airlines hatten Probleme, bei Korean Air und bei Delta musste jeweils ein Triebwerk abgeschaltet werden.
Mitte Oktober groundete die Swiss die gesamte Flotte der C-Series, wie die A220 auch genannt wird. Weil es zu Öllecks zwischen Bauteilen kommen könnte, mussten alle Triebwerke überprüft werden. Nach einer Inspektion gingen die 29 Flugzeuge wieder in Betrieb. Die Triebwerke seien in einwandfreiem Zustand, teilte die Swiss damals mit.
Probleme schon vor Auslieferung
Die Swiss war Erstkundin der C-Series, sie fliegt seit 2016 mit Maschinen dieses Typs. Die 29 Flugzeuge machen knapp die Hälfte der Europaflotte der Fluggesellschaft aus. Diese stammen ursprünglich vom kanadischen Unternehmen Bombardier, das seine Mittelstreckenjets mittlerweile an Airbus verkauft hat. Deshalb erhielten die Maschinen auch die Airbus-Nomenklatur A220.
Die Triebwerke werden vom amerikanischen Hersteller Pratt & Whitney hergestellt. Mit diesen gab es schon vor der Auslieferung Probleme: 2014 wurden Teile des Triebwerks bei Tests abgesprengt, es kam zu Verzögerungen, und die Swiss erhielt ihre Vorzeige-Maschinen mit grosser Verspätung.
SDA/anf
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