«Äs ischt wider eis scheen gsiin»
Am Donnerstag war wieder Briensermärt. Die Einheimischen waren auf den Beinen, die Heimwehbrienzer und viele andere angereist.
Briensermärt ist, wenn die Schülerinnen und Schüler freihaben, die Gemeindeverwaltung geschlossen ist und der Verkehr umgeleitet wird. Briensermärt ist, wenn auf der Hauptstrasse zwischen Schleegasse und Trachtlistrasse Marktstand an Marktstand steht. Briensermärt ist, wenn sich Einheimische, Heimwehbrienzer, die vom Bödeli und die aus dem Hasli oder gar noch von ännert dem Brünig treffen. Dem Markttag geht eine Freinacht voraus, und eine folgt ihm. Gestern war Briensermärt. Wie alle Jahre am Donnerstag nach dem zweiten Mittwoch im November. Und am Abend waren sich alle einig: «Äs ischt wider eis scheen gsiin.»
«Chuel u ammietig»
«Äs ischt chuel un unammietig, und in Bärgen schnyts embrin», beginnt Max Hugglers Jodellied über den Briensermärt. Gestern Donnerstag war es zwar «chuel», aber doch recht «ammietig». Wer allerdings zu lange stehen blieb, konnte durchaus kalte Füsse kriegen. Ein Marktfahrer wusste, was dagegen zu tun war. Er fragte ab Plakat: «Sind Ihre Füsse kalt?» Und er empfahl Zimtsohlen. Die sollen, so versicherte er, im Winter wärmend und im Sommer kühlend wirken.
Wegen Schuhsohlen waren aber wohl wenige am Märt. Eher wegen der berühmten Brienserchrapfen oder des Dänzeschiibli-Gräbel. Gitzifleisch wurde angeboten und Chäs von den Brienzer Alpen, auch in gebrätelter Form. In der Nähe des Knoblauchbrotstandes rümpften einige die Nase und kauften lieber Magenbrot. Oder Riechsalz. Der Frauenverein lud in die Burger-Galerie ein. Und der Skiclub Axalp warb für seinen Parallelslalom für jedermann (am 22. Hornig 2020). Es gab Leute, die bekamen vom ausgiebigen Dorfen ein fürchterlich trockenes Maul. Ein Cheli half beim Salben.
Tradition seit 1626
Die Brienzer erhielten bereits 1626 die hochobrigkeitliche Bewilligung von Schultheiss und Rat der Stadt Bern, jährlich am Verenatag einen Markt abzuhalten, an dem sie ihr Vieh verkaufen konnten. Was damals seinen Anfang nahm, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Markt, auf dem nicht nur Vieh, sondern zunehmend auch Waren aller Art verkauft wurden. Die Rolle des Briensermärt als unentbehrlicher Vieh- und Versorgungsmarkt ist aber längst überholt. Aber es kommt wohl noch vor, dass der eine oder andere am Märt eine Frau zu finden hofft. Max Huggler reimte nämlich schon vor ein paar Jahrzehnten: «De Fränzel suecht schon lang e Frou, er wett doch äntli wybe.» Ob am Briensermärt eine hübsche Brienzerin zu finden wäre? Im Lied «S Brienzerbürli» aus dem 19. Jahrhundert heisst es: «We d Brienzermeitschi s Märit göi, so tüe si d Nase rümpfe, die einti het ke Gäld im Sack, der andre fehlts a Strümpfe.»
Die zweite Freinacht
Es war schon am «Ytuchlen», als sich das Gedränge zwischen den Marktständen langsam auflöste. Und es wurde merklich kühler. Jacken wurden zugeknöpft, Mützen über die Ohren gezogen. Auswärtige machten sich auf den Heimweg. Die Einheimischen aber rüsteten sich für die zweite Freinacht. Und die soll es jeweils in sich haben. So erzählte ein Briensermärt-Routinier vor Jahren: «Wan i am Morgen ha welle ufschtaan, han ich gemerkt, das i no gar nid bin im Näscht gsyn.»
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