Ärzte haben im Fall Tamiflu ihre Pflicht verletzt
Die unterlassene Publikation von Daten zur Wirkung des Medikaments wird für die forschenden Ärzte zum Problem – ihnen drohen Sanktionen. In den USA bereiten Anwälte Sammelklagen gegen Hersteller Roche vor.

Die unterlassene Publikation von brisanten Daten zur Wirkung von Tamiflu ist nicht nur für den Hersteller Roche ein Problem, sondern auch für die forschenden Ärzte. Sie haben ihre Pflicht verletzt. «Unsere Standesordnung legt fest, dass die korrekte und vollständige Veröffentlichung der Ergebnisse klinischer Versuche zu gewährleisten ist», sagt Jürg Schlup, Präsident der Ärzteverbindung FMH in der «SonntagsZeitung». Andernfalls drohen Sanktionen, die bis zum FMH-Ausschluss reichen.
Letzten Donnerstag hat das unabhängige Forschergremium Cochrane Collaboration eine Studie publiziert, welche die Wirksamkeit von Tamiflu in Frage stellt. Laut Mitautor Tom Jefferson gehörten dazu auch Studien aus Schweizer Forschungszentren. Ob Schweizer Ärzte und FMH-Mitglieder gegen die standesrechtliche Veröffentlichungspflicht verstossen haben, wird sich kommende Woche zeigen. Dann sollen die Daten öffentlich gemacht werden.
In den USA bereiten sich Anwälte bereits auf mögliche Sammelklagen gegen Roche vor. Die landesweit tätige Kanzlei Parker Waichman spricht auf ihrer Website Tamiflu-Nutzer an. Sie führt neben der behaupteten Wirkungslosigkeit auch Nebenwirkungen des Medikaments an. Die USA haben am meisten Tamiflu eingekauft, insgesamt für rund 1,3 Milliarden Dollar. Ob die öffentliche Hand in den USA wegen der möglichen Wirkungslosigkeit von Tamiflu den Rechtsweg beschreiten werden, ist unklar. Roche begegnet den Klageandrohungen gelassen. «Wir stehen voll und ganz hinter der Qualität unserer Tamiflu-Daten.»
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